Konjunkturaufschwung: Nur eine Verschnaufpause?
Trotz Ukraine-Krise und starkem Euro: Die deutsche Wirtschaft wächst auch 2014.
Wiesbaden. Die deutsche Wirtschaft ist fulminant ins Jahr gestartet. Auch die weiteren Aussichten sind eigentlich gut. Doch die Sorge um die Entwicklung der Ukraine-Krise drückt zunehmend auf die Stimmung. Was spricht dafür, dass sich der kräftige Aufschwung fortsetzt, und was dagegen?
Die Zinsen im Euroraum sind so niedrig wie nie — und sie dürften im Juni nochmals sinken. Denn im Kampf gegen die geringe Inflation hat die Europäische Zentralbank (EZB) weitere Maßnahmen angekündigt. Niedrige Zinsen verbilligen tendenziell Kredite. Das schiebt Investitionen und den Konsum an und befeuert so das Wachstum.
Lange war der Außenhandel Deutschlands wichtigster Wachstumstreiber. Doch Anfang 2014 legten die Exporte deutlich schwächer zu als die Importe. Dies bremste das Wachstum. Doch die Wirtschaft im Euroraum dürfte nach der Pause im ersten Quartal bald wieder wachsen. Die EZB erwartet, dass die Euro-Wirtschaft 2014 um 1,2 Prozent zulegen wird. Auch die US-Wirtschaft ist auf dem Weg der Erholung. Auch verbesserte sich im Mai die Stimmung in den chinesischen Unternehmen. Und auch die Exporterwartungen der deutschen Industrie haben sich verbessert.
2013 schulterten die Verbraucher das deutsche Wachstum quasi allein. Das hat sich geändert. „Die starke Binnenwirtschaft in einem Umfeld steigender Löhne bei niedriger Inflation sorgt für eine sich selbst tragende Aufwärtsbewegung“, betont Ökonom Stefan Kipar von der BayernLB. Damit stehe der Aufschwung auf einem festen Fundament und sei weniger anfällig für Entwicklungen im Ausland als früher.
Der Ifo-Index misst die Laune in den Chefetagen. Diese hat sich im Mai zwar etwas eingetrübt, trotzdem ist die Stimmung in den Firmen insgesamt weiter bestens.
Die Lage in der Ukraine verunsichert die Unternehmen. Die Maschinenbauer spüren das bereits: Das sehr schwache Russland-Geschäft hat die Gesamtausfuhren der Schlüsselbranche im ersten Quartal ins Minus gedrückt. Ansonsten halten sich die Auswirkungen bisher in Grenzen. In der Autoindustrie etwa laufen die Geschäfte überall auf der Welt viel zu gut, um wegen der Krise zwischen Russland und dem Westen alle Zuversicht fahren zu lassen.
Auch wenn der Euro jüngst gegenüber dem Dollar an Wert verloren hat: In den letzten eineinhalb Jahren hat die Gemeinschaftswährung deutlich zugelegt — und deutsche Firmen quer durch die Branchen auf dem Weltmarkt belastet. Sobald die US-Notenbank eine Zinswende andeutet, dürfte der Euro-Dollar-Kurs — wohl zur Jahresmitte — auf 1,35 fallen.
Der ausgefallene Winter spielt eine wichtige Rolle beim starken Auftaktquartal. Vor allem die Baubranche profitierte. Doch im zweiten Quartal dürfte das Wachstum schwächer ausfallen. Mit anderen Worten: Die Frühjahrsbelebung fand diesmal schon im Winter statt.