Lokführer drohen mit längeren Streiks

Berlin/Frankfurt/Rom (dpa) - Nach dem zweiten Warnstreik der Lokführer könnte es bald noch dicker kommen. Der Vorstand der Gewerkschaft GDL leitet in dieser Woche voraussichtlich eine Urabstimmung ein.

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Und auch im Tarifkonflikt mit den Piloten bleibt die Lage gespannt.

Der Tarifkonflikt bei der Bahn könnte in einen längeren Arbeitskampf münden. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) wird in dieser Woche voraussichtlich eine Urabstimmung einleiten. Dabei sollen die Mitglieder über reguläre Streiks entscheiden. Bislang gab es zwei Warnstreiks. Auch bei der Lufthansa ist die Tarifauseinandersetzung ungelöst. Auf Reisende könnten damit noch größere Einschränkungen zukommen, allerdings noch nicht in den nächsten Tagen.

Ein sechsstündiger Pilotenstreik ging am späten Freitagabend zu Ende, nur wenige Stunden später legten die Lokführer bundesweit für drei Stunden die Arbeit nieder. Die Folge waren rund 1000 ausgefallene oder stark verspätete Züge im Fern- und Nahverkehr sowie bei den S-Bahnen. Am Samstag wurden von und nach Italien zudem mehr als 100 Flüge gestrichen, weil Fluglotsen dort vier Stunden lang streikten.

Der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky sagte in Berlin, sollte die Bahn kein besseres Angebot mehr vorlegen, werde der Hauptvorstand seiner Gewerkschaft wohl die Urabstimmung beschließen. „Die nimmt alles in allem womöglich 14 Tage Zeit in Anspruch. Danach sind wir in der Lage und auch bereit, weitere Arbeitskampfmaßnahmen durchzuführen, die dann durchaus länger sein können“, kündigte er an. Nach dpa-Informationen will die GDL auf weitere Warnstreiks verzichten, solange die Urabstimmung läuft.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, kritisierte das Vorgehen der GDL und sprach von einem Imageschaden für die Gewerkschaften. In einem der „Süddeutschen Zeitung“ vorliegenden Brief an den Chef des Beamtenbundes, Klaus Dauderstädt, schrieb er: „Der aggressive Abgrenzungs- und Konfliktkurs der GDL ist (...) nicht vereinbar mit einer solidarischen Interessenvertretung aller Arbeitnehmer.“

Die GDL verweigere sich allen Kooperationsangeboten der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG und wolle „ohne Rücksicht auf öffentliche Ansehensverluste der deutschen Gewerkschaften in ihrer Gesamtheit die eigene Einflusssphäre ausbauen“. Die GDL ist Mitglied im Beamtenbund, die EVG gehört zum DGB.

Der GDL-Warnstreik am Samstag dauerte von 6.00 bis 9.00 Uhr. In dieser Zeit war der Zugverkehr „bundesweit stark beeinträchtigt, kam jedoch nicht komplett zum Stillstand“, wie die Deutsche Bahn mitteilte. Nach Darstellung der GDL fuhren 90 Prozent aller Züge nicht oder hatten große Verspätungen.

Unklar war, inwieweit sich auch Zugbegleiter an dem Warnstreik beteiligten. Die GDL will in der laufenden Tarifrunde auch deren Belange vertreten und macht damit der größeren EVG Konkurrenz. Nach Angaben der Bahn waren 90 Prozent der Streikteilnehmer Lokführer.

Die GDL verlangt von der Bahn für das gesamte Zugpersonal 5,0 Prozent mehr Geld und eine um zwei Stunden verkürzte Wochenarbeitszeit. Sie kritisiert eine hohe Zahl an Überstunden, die nicht abgebaut werde, weil die Bahn zu wenig Personal einstelle. Der bundeseigene Konzern bietet bislang nur den Lokführern eine Einkommenserhöhung um 1,9 Prozent.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte am Freitag von 17.00 bis 23.00 Uhr Kurz- und Mittelstreckenflüge der Lufthansa bestreikt, die in Frankfurt starten. Insgesamt waren dadurch 218 Verbindungen ausgefallen, 26 000 Passagiere waren an Deutschlands größtem Airport von den Streichungen betroffen.

„Der Streik war ein voller Erfolg“, sagte Cockpit-Sprecher Jörg Handwerg am Samstag. Durch die Flugausfälle sei wirtschaftlicher Druck auf das Unternehmen entstanden. „Das war das Ziel der Streikmaßnahmen.“ Nach ersten Schätzungen der Lufthansa dürften durch den Arbeitskampf Kosten von „einigen Millionen Euro“ entstanden sein.