Lufthansa geht mit Schlichtungsvorschlag auf Piloten zu

Hamburg (dpa) - Lufthansa geht im festgefahrenen Tarifstreit mit ihren Piloten einen Schritt auf die Gewerkschaft Vereinigung Cockpit zu.

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Mitten in der Aufarbeitung des Germanwings-Unglücks bot Vorstandschef Carsten Spohr am Mittwoch der VC eine Gesamtschlichtung über alle offenen Tariffragen an und setzte damit ein Aufbruchsignal.

Im härtesten Tarifkonflikt der Unternehmensgeschichte hat es seit April 2014 bislang zwölf Streikrunden gegeben. Spohr bezifferte die Schadenssumme inklusive aktueller Buchungsausfälle am Mittwoch auf inzwischen mehr als 300 Millionen Euro.

Dem Unternehmen zufolge sind mit der VC sechs Tarifverträge offen, unter anderem zum Gehalt, zur Übergangsversorgung und zu den Betriebsrenten der rund 5400 Piloten der Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings. Noch in dieser Woche könne man mit Gesprächen über die Person eines Schlichters beginnen. Es gehe im Sinne der Kunden darum, weitere Streiks zu vermeiden.

Die VC hat seit langem die Gesamtschlichtung gefordert, die bislang von Lufthansa mit dem Argument abgelehnt worden war, man habe zu einzelnen Punkten noch gar nicht verhandelt. Hintergrund ist auch die umstrittene Einführung der neuen Billig-Plattform Eurowings, die von der VC kritisiert wird, aber als Unternehmensentscheidung nicht in Tarifverhandlungen verhandelt werden kann.

„Eine Befriedung des Tarifkonflikts mittels einer Schlichtung ist bei Einbeziehung aller seit Jahren strittigen und ungelösten Fragen möglich“, erklärte VC-Sprecher Markus Wahl in Frankfurt. „Wir werden uns hinsichtlich des heute Vormittag eingetroffenen Schreibens der Lufthansa beraten und anschließend auf den Arbeitgeber zugehen.“

Bei der Hauptversammlung in Hamburg stand zunächst die Trauer um die Opfer des Germanwings-Absturzes im Mittelpunkt. Die Aktionäre konnten sich im Hamburger Congress-Centrum in ein Kondolenzbuch eintragen, um der 150 Opfer des schlimmsten Absturzes in der Unternehmensgeschichte zu gedenken.

„Die gesamte Lufthansa- und Germanwings-Familie trauert um die Opfer“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Mayrhuber und leitete eine Schweigeminute ein. Spohr sagte den Hinterbliebenen erneut Beistand und Hilfe zu. „Das Unglück hat uns verändert und wird für immer Spuren in unserem Unternehmen hinterlassen. Wir alle sind enger zusammengerückt.“

Der Lufthansa-Chef bekräftigte seine Prognose eines bereinigten operativen Gewinns von mehr als 1,5 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2015, wobei die Streikbelastungen aber noch nicht eingerechnet sind. Für 2014 lautet die vergleichbare Zahl 1,2 Milliarden Euro.

Wegen des immer knapperen Kapitals hat die Lufthansa ihre Investitionen für die Jahre 2016 und 2017 auf jeweils 2,5 Milliarden Euro begrenzt. Aus diesem Grund verschiebt die Frachttochter Lufthansa Cargo den für dieses Jahr geplanten Neubau des Frachtzentrums am Flughafen Frankfurt mit einem Investitionsvolumen von rund 700 Millionen Euro um mindestens zwei Jahre.

Die Aktionäre sollten für 2014 keine Dividende erhalten. Gründe für das schwache Abschneiden mit einem Nettogewinn von 55 Millionen Euro bei rund 30 Milliarden Euro Umsatz sind unter anderem ein erhöhter Konkurrenzdruck, stark steigende Pensionslasten und die hohen Kosten für den bislang nicht beigelegten Pilotenstreik. Die Lufthansa wolle künftig wieder regelmäßig eine Dividende zahlen, sagte Spohr. Für 2015 könne diese nach der neuen Ausschüttungspolitik zwischen 32 und 81 Cent liegen.

Auf der Tagesordnung der Aktionärsversammlung standen neben den Berichten des Vorstands und des Aufsichtsrates einige Kapitalmaßnahmen und die Wahl eines neuen Aufsichtsratsmitglieds. Die Vorschläge wurden von der Hauptversammlung mit großer Mehrheit angenommen. Fresenius-Finanzchef Stephan Sturm (51) wurde als Nachfolger des ausgeschiedenen Finanzmanagers Jacques Aigrain in das Kontrollgremium berufen.

Die Lufthansa-Aktie reagierte mit einem Kurssprung auf die Nachricht von der Gesamtschlichtung. Zu Beginn der Hauptversammlung legte das Papier um mehr als drei Prozent zu und lag auch am Nachmittag noch mit plus 1,91 Prozent auf 12,80 Euro an der Spitze des Dax.