Lufthansa tauscht Rolls-Royce-Triebwerk an A380 aus
Sydney/Frankfurt (dpa) - Neue Untersuchungen bei A380-Triebwerken schrecken die Airlines auf. Lufthansa hat prompt reagiert. Unterdessen ändert Qantas den Kurs: Die Australier erwägen rechtliche Schritte gegen Rolls-Royce als Triebwerkhersteller.
Alle versichern aber: Es besteht keine Gefahr.
Die Lufthansa tauscht nach einer Anweisung der australischen Behörden und des Turbinenherstellers Rolls-Royce ein Triebwerk an einer ihrer Airbus A380 aus. Rolls-Royce und australische Luftsicherheitsexperten hatten zuvor erklärt, bestimmte Triebwerke aus einer frühen Serie dürften nicht mehr in Betrieb genommen werden. Es könnten Fehler auftreten, die auch für die Notlandung einer A380 der australischen Airline Qantas Anfang November verantwortlich war. Nach dem schweren Triebwerksschaden droht Qantas nun dem britischen Hersteller Rolls-Royce Klage an.
Lufthansa hat derzeit vier Super-Airbus A380 im Einsatz, die mit jeweils vier Triebwerken ausgestattet sind. Nur bei einem der Antriebe handelte es sich um die betroffene frühe Serie. Die Arbeiten an der zuerst an Lufthansa ausgelieferten „Frankfurt am Main“ sollten in der Nacht zu Freitag abgeschlossen werden, so dass der Flugplan nicht beeinträchtigt werde, sagte Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow am Donnerstag in Frankfurt.
Lufthansa hatte bereits vor zwei Wochen mitgeteilt, das jetzt zu wechselnde Triebwerk ersetzen zu wollen. Damals gab es allerdings nur eine Empfehlung des Herstellers, ein bestimmtes Bauteil des Triebwerks auszutauschen und bis zur Umsetzung den Antrieb verstärkt zu kontrollieren. Vor der Anweisung aus Australien habe es aber keine Hinweise auf eine Unsicherheit des Triebwerks gegeben, betonte der Sprecher.
Die doppelstöckige A380 von Airbus ist derzeit größte Passagierflugzeug der Welt. Airbus hat mittlerweile 40 dieser Riesenflugzeuge ausgeliefert, 21 davon sind mit Trent 900-Triebwerken von Rolls-Royce ausgestattet, ohne die zur Notlandung gezwungene beschädigte Qantas-Maschine sind es 20. Durch die von Behörden und Rolls-Royce angeordneten diversen Triebwerksinspektionen in kurzen Zyklen sieht Airbus den sicheren Betrieb der Flugzeuge auch mit Trent 900 Triebwerken weiter gewährleistet, wie ein Sprecher der dpa sagte. Es werde eng mit den Behörden und Rolls-Royce zusammengearbeitet, um die Einschränkung des Flugbetriebs zu minimieren.
Experten der australischen Luftsicherheitsbehörde ATSB hatten die betreffenden Trent-900-Triebwerke von Rolls-Royce näher unter die Lupe genommen, nachdem ein solches Triebwerk an einem Qantas-Airbus kurz nach einem Zwischenstopp in Singapur Anfang November in Brand geraten war.
Die australischen Inspektoren erklärten in ihrem am Donnerstag veröffentlichten Bericht, der gefundene Defekt könne „zu Brüchen aus Materialermüdung sowie Öllecks und möglicherweise zu einem katastrophalen Triebwerksausfall durch einen Ölbrand führen“. Wie es in einer Qantas-Stellungnahme heißt, werden nach Abstimmung mit der ATSB und Rolls-Royce jetzt noch weitere detailliertere Inspektionen durchgeführt, „obwohl kein unmittelbares Flugsicherheitsrisiko besteht“.
Am Wochenende hatte Qantas erstmals wieder einen ihrer sechs Riesenflieger in die Luft steigen lassen. Zuvor hatte Konzernchef Alan Joyce angekündigt, dass in der Flotte 16 Triebwerke ausgetauscht würden. Die Triebwerksprobleme haben Qantas bereits Millionen Dollar gekostet. Qantas leitete am Donnerstag nach eigenen Angaben rechtliche Schritte beim Bundesgericht in Sydney ein. Falls eine Einigung mit Rolls-Royce nicht zustande komme, sei eine Klage möglich. Zunächst hatte Qantas immer betont, auf eine Kooperation mit Rolls-Royce bei der Aufarbeitung des Falls zu setzen.
Rolls-Royce selbst hatte nach eigenen Untersuchungen bereits mitgeteilt, dass eine bestimmte Komponente im Turbinenteil des Triebwerks den Schaden ausgelöst hatte.
A380-Maschinen mit Trent-900-Triebwerken sind zur Zeit bei drei Fluggesellschaften im Einsatz: Neben Qantas und der deutschen Lufthansa auch bei Singapore Airlines. Singapore Airlines kündigte neue Sicherheitsüberprüfungen ihrer A380-Flotte an, die 11 Maschinen umfasst. Bis zum 16. Dezember würden bei den Flügen von und nach Sydney und Melbourne andere Flugzeuge eingesetzt werden. Auch Singapore Airlines will aber nicht von ihren A380-Bestellungen abrücken. Noch bis Jahresende und Anfang 2011 soll die Fluggesellschaft vier weitere Flugzeuge des Typs erhalten.