MAN unterstellt sich VW - Geschäft bleibt schwierig

München (dpa) - Der Lastwagenbauer MAN verabschiedet sich in schwierigen Zeiten nach 255 Jahren aus der Selbstständigkeit. Der traditionsreiche Konzern hat wie die Konkurrenz heftig mit der Krise auf den europäischen Nutzfahrzeugmärkten zu kämpfen.

Auch die Maschinenbausparte der VW-Tochter etwa bekommt die Flaute in der Frachtschifffahrt in ihrem Dieselmotorengeschäft zu spüren. Doch das Geschäft interessierte auf der Hauptversammlung am Donnerstag kaum.

Denn mit der Bestätigung des mit VW geschlossenen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrags verliert MAN seine Eigenständigkeit und unterstellt sich Volkswagen komplett. Im Gegenzug sind die Wolfsburger verpflichtet, den übrigen Aktionären eine Abfindung für jede Aktie anzubieten - deren Höhe von Gutachtern festgestellt wurde. Vielen Aktionären ist die zu niedrig. Ohne Widerstand wird die Sache nicht abgehen, Aktionärsanwälte deuteten rechtliche Schritte an.

MAN- und VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch stellt sich schon mal auf einen juristischen Streit ein. „Wir werden uns noch länger vor Gericht sehen“, sagte der 76-Jährige in Richtung der Aktionäre, die Dutzende Fragen gestellt hatten. Später kritisierten sie, Antworten als falsch oder unvollständig - ein Schritt der eine Anfechtungsklage gegen die Hauptversammlung möglichen machen könnte. Erst nach einer mehr als zehnstündigen Marathonsitzung konnte die Abstimmung schließlich über die Bühne gebracht werden.

Im Kern geht es um die Abfindungshöhe und die zu Grunde liegende Bewertung. Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) kritisierte den Betrag als zu niedrig - mit gut 80 Euro liegt er unterhalb des aktuellen Aktienkurses von rund 84 Euro. „MAN kann viel, aber anscheinend nicht, die Aktionäre anständig zu behandeln“, sagte Bergdolt in Anlehnung an den Slogan des Lkw-Herstellers. „Sie sollten sich eigentlich schämen.“

Allerdings: Kein Aktionär muss das Angebot annehmen, sondern kann seine Papiere auch behalten. Statt einer Dividende gibt es dann jedes Jahr eine garantierte Ausgleichszahlung von 3,07 Euro je Aktie. MAN verteidigte die Höhe beider Zahlungen. In Gutachten sei das Unternehmen genau untersucht und bewertet worden, das Angebot sei fair und angemessen. Die Abstimmung über den Vertrag war wegen der VW-Mehrheit nur Formsache. Die Wolfsburger hatten 2011 die Mehrheit an MAN übernommen und ihre Anteile später auf über 75 Prozent erhöht. Die Zustimmungsquote lag am Ende bei gut 98 Prozent.

Mit dem Beherrschungsvertrag hat der Autokonzern endgültig das Sagen bei MAN. Der Vorstand muss künftig Weisungen aus Wolfsburg erfüllen und Gewinne abführen. Im Gegenzug muss VW allerdings auch mögliche Verluste ausgleichen. Pachta-Reyhofen verteidigte das Vorgehen des Mutterkonzerns. Ohne diesen Schritt sei es kaum möglich, die Vorteile der engen Verflechtung mit Volkswagen zu nutzen.

„Ein Beherrschungsvertrag schafft hingegen die rechtliche Basis für eine deutlich unbürokratischere und effektivere Zusammenarbeit.“ VW will MAN und die zweite Lkw-Tochter Scania enger zusammenführen und damit unter anderem Kosten senken. Die Eigenständigkeit der Marke MAN solle dabei auf jeden Fall erhalten bleiben. „MAN wird auch weiterhin für das operative Geschäft verantwortlich zeichnen.“