Maschinenbau im tiefen Tal
Krise: Die deutsche Schlüsselindustrie klagt weiter über wegbrechende Aufträge. Bis zu 60000 Stellen sind laut Verband in Gefahr.
Frankfurt. Die deutschen Maschinenbauer kommen aus dem tiefen Konjunkturtal nicht heraus. Die Beschäftigungslage wird sich daher nach Einschätzung des Branchenverbandes VDMA weiter zuspitzen. Die Auftragseingänge gingen im Mai real um 48 Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau zurück. "Wenn wir von den Auswirkungen der Krise reden, haben wir das Schlimmste wohl noch nicht gesehen", warnte VDMA-Hauptgeschäftsführer Hannes Hesse.
"Wenn die Produktion im laufenden Jahr zwischen 15 und 20 Prozent schrumpft, gehen zwischen 50 000 und 60 000 Arbeitsplätze verloren." Im April war Hesse noch von einem Abbau von insgesamt 25 000 Stellen in der Branche ausgegangen. Mit fast einer Million Beschäftigten zählt der Maschinenbau zu den größten Arbeitgebern im Land und zu den wichtigsten Industriezweigen. Die Zahl der Kurzarbeiter ist auf 158 000 gestiegen.
Der Auftragseinbruch im Mai liegt zwar deutlich unter dem des Vormonats, als 58 Prozent ausgewiesen wurden. VDMA-Chefvolkswirt Ralph Wiechers führte dies allein auf den Basiseffekt aus dem Vorjahr zurück, als der Mai schlechter lief als der April. Die positive Kunde anziehender Geschäftserwartungen habe im Auftragseingang des Maschinenbaus noch keinen Widerhall gefunden.
Erneut litt besonders das Auslandsgeschäft, hier brachen die Bestellungen um 51 Prozent ein. Die stark exportorientierte Branche macht drei Viertel ihres Geschäfts im Ausland. Die Bestellungen im Inland sackten im Mai verglichen mit dem Vorjahresmonat um 42 Prozent ab.
Der VDMA machte die zögerliche Kreditvergabe der Banken für die Situation mitverantwortlich. "Der Maschinenbau hängt am Boden wie ein Flugzeug ohne Sprit", sagte Hesse. Die Unternehmen ließen sich aber nicht entmutigen. "Die Maschinenbauer sind erstaunlich wenig niedergeschlagen." Er hoffe immer noch, dass sich die Lage in naher Zukunft entspanne. dpa