Mehdorn schaltet Hauptstadtflughafen auf „Sprint“

Schönefeld (dpa) - Freie Fahrt für Hartmut Mehdorn am neuen Hauptstadtflughafen: Der Aufsichtsrat gab dem neuen Chef grünes Licht, die Betreibergesellschaft mit dem Programm „Sprint“ umzukrempeln und so den Stillstand auf der Baustelle aufzulösen.

„Wir geben jetzt Gas“, kündigte Mehdorn an. Das Milliardenprojekt solle nach vier geplatzten Eröffnungsterminen so schnell wie möglich ans Netz.

Dabei könnte Mehdorn auch unkonventionelle Wege einschlagen: So sollen einige entlassene Flughafen-Architekten zurückkehren und auch eine stufenweise Inbetriebnahme des neuen Flughafens ist möglich. An der Seite Mehdorns wird demnächst voraussichtlich eine Frau als Finanzgeschäftsführerin arbeiten: Die 51 Jahre alte Heike Fölster, derzeit Finanzdirektorin beim Schiffsdienstleister Germanischer LLoyd, wie der „Tagesspiegel“ (Samstag) berichtete. Die Berliner Flughäfen bestätigten die Personalie am Freitag nicht.

Der frühere Betriebsleiter des Flughafens Tegel, Elmar Kleinert, kehrt vom Flughafen Paderborn zurück. Er werde künftig wieder den Betrieb in Tegel sowie am alten Flughafen Schönefeld leiten, später dann am neuen Flughafen, kündigte Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) als Aufsichtsratschef an.

„Es gibt immer sieben Wege, die nach Rom führen“, sagte Mehdorn. „Wir denken über alles nach.“ Einen Beschluss über eine Teilinbetriebnahme gebe es aber nicht. Oberstes Ziel sei es, den Flughafen zügig fertigzustellen. Einen neuen Termin will Mehdorn noch in diesem Jahr nennen. Vor der geplatzten Eröffnung im Juni 2012 war geplant, in einer Nacht von Tegel und Schönefeld zum Neubau umzuziehen und die Altflughäfen umgehend zu schließen.

Bei einem stufenweisen Umzug müssten auch die Fluggesellschaften mitziehen, sagte Mehdorn. Dort wird die Variante kritisch gesehen. Müsse sich eine Airline auf zwei Flughäfen verteilten, entstünden zusätzliche Kosten. Widerstand sei möglich, wenn ein Unternehmen nach Schönefeld umziehe, während andere noch am innenstadtnahen Flughafen Tegel bleiben dürften, hieß es in den vergangenen Tagen aus Airline-Kreisen.

Mehdorn sagte nicht, welche Experten er aus dem Büro des entlassenen Flughafen-Architekten Meinhard von Gerkan zurückholen will. Die Gespräche liefen, hieß es. Er wolle die Architekten einladen, für drei bis vier Monate mitzuarbeiten. Aus Sicht des Bundes Deutscher Architekten hatte der Rauswurf den Bau zum Erliegen gebracht. Diese Erkenntnis setze sich nun durch, teilte der Verband am Freitag mit.

Mehdorn braucht Gerkans Leute für „Sprint“. Er will für sechs bis acht Monate eine zentrale Steuereinheit auf der Baustelle einrichten. Jeden Morgen um 9.00 Uhr sollen sich die Verantwortlichen der 20 bis 30 Module treffen, in die Mehdorn das Projekt aufteilen will. „Ohne E-Mails, ohne lange Entscheidungswege - alle Teilnehmer sind im Raum.“

Uneins ist der neue Chef mit Platzeck weiter über den Flughafen Tegel, den Mehdorn dauerhaft offen halten will. „Eigentlich hat jede Hauptstadt dieser Welt mindestens zwei Airports“, erneuerte er seine Forderung. Bislang ist festgelegt, dass Tegel spätestens sechs Monate nach der Eröffnung des Hauptstadtflughafens schließen muss. Gefragt nach einer Verlängerung darüber hinaus sagte Platzeck am Freitag: „Wir werden über ein, zwei, drei Monate miteinander reden müssen, können, vielleicht - das wird die Zeit zeigen.“ Alle sinnvollen Möglichkeiten, die bei der Eröffnung helfen, sollten ausgeschöpft werden.