Milchbauern ernten Gegenwind
Milch wird im Handel immer knapper. Verband rät angesichts von Klagedrohungen zum Abbruch der Blockaden.
Berlin. Der Lieferstreik der Milchbauern schlägt mittlerweile spürbar auf den Einzelhandel durch: Mehrere Handelsketten räumten inzwischen öffentlich Lieferprobleme in einzelnen Filialen ein, unter anderem Lidl, Edeka und Rewe. Allerdings seien die Auswirkungen des Streiks regional unterschiedlich - vor allem Süddeutschland ist aufgrund des dort hohen Anteils streikender Bauern stark betroffen.
Während ein Rewe-Sprecher noch Gesprächsbereitsschaft mit den Milchbauern signalisierte, wächst sowohl in der Milchindustrie als auch in der Politik die Kritik an dem Bauernstreik. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten warnte vor der Vernichtung von Arbeitsplätzen in der Milchwirtschaft durch den Lieferboykott.
Auch der Verband der Milchindustrie rügte das Vorgehen der Bauern als "militant": Man fühle sich von den Bauern-Blockaden vor den Molkereien erpresst und empfehle den Molkereien daher Klagen gegen die Boykotte. Auch das Bundeskartellamt prüft, ob der Streik gegen das gesetzliche Boykottverbot verstößt.
Der Milchbauernverband BDM appellierte angesichts der Kritik an die Landwirte, die tagelange Blockade von Molkereien aufzugeben. Ähnliche Appelle kamen von Agrarpolitikern der Union. Der BDM plant ein Treffen mit Einzelhandelsvertretern, um über den Milchpreis zu verhandeln. Der Streik an sich solle aber weitergehen, so der Verband.
Als Vorbild für einen erfolgreichen Protest können den deutschen Bauern ab sofort ihre Schweizer Kollegen dienen: Die eidgenössischen Milchviehhalter setzten gestern nach ebenfalls tagelangem Streik eine Erhöhung des Milchpreises um umgerechnet vier Cent durch.