Milder Winter bremst Anstieg der Dezember-Arbeitslosigkeit
Nürnberg (dpa) - Die gute Konjunktur und das milde Dezember-Wetter haben zum Jahresende 2015 den jahreszeitlich üblichen Anstieg der Arbeitslosenzahl spürbar gebremst.
Mit 2,681 Millionen lag die Zahl der Erwerbslosen im Dezember nur um 48 000 über dem November-Niveau, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg berichtete. Der jahreszeitlich bedingte Anstieg fiel damit deutlich geringer aus als im Schnitt der vergangenen drei Jahre. Die Quote stieg um 0,1 Punkt auf 6,1 Prozent.
Zugleich verzeichneten die deutschen Arbeitsagenturen damit die niedrigste Dezember-Arbeitslosigkeit seit 24 Jahren, wie ein BA-Sprecher betonte. Lediglich im Dezember 1991 sei die Zahl der Erwerbslosen noch niedriger gewesen. „Die günstige Entwicklung hält auch zum Jahresende an“, kommentierte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise die jüngsten Zahlen. Der Anstieg habe allein jahreszeitlich Gründe.
Auch Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) hält den Arbeitsmarkt weiter für stabil, stimmte aber zugleich auf ein Ende der Zeiten stetig sinkender Arbeitslosenzahlen ein. „Die Arbeitsplätze in Deutschland sind so sicher wie nie“, sagte sie am Dienstag in Berlin. Das Risiko, eine sozialversicherungspflichtige Arbeit zu verlieren und arbeitslos zu werden, liege bei deutlich unter einem Prozent.
Zufrieden zeigte sich BA-Chef Weise auch mit der Arbeitsmarkt-Bilanz 2015. Im Jahresschnitt gab es danach in Deutschland 2,795 Millionen Arbeitslose - und damit so wenige wie zuletzt im Jahr 1991. Im Vergleich zu 2014 war die Zahl der Erwerbslosen um 104 000 zurückgegangen. Die Arbeitslosenquote lag im Jahresschnitt 2015 bei 6,4 Prozent - und damit 0,3 Punkte niedriger als 2014.
„Das Jahr 2015 war geprägt von einem beständigen, moderaten Wirtschaftswachstum. Gleichzeitig haben uns Themen beschäftigt wie Griechenland, zuletzt die Zuwanderung von Menschen, die in Deutschland Asyl suchen - der Arbeitsmarkt hat sich in diesem Rahmen günstig entwickelt“, bilanzierte Weise. Dank des dynamischen Wirtschaftswachstum blieb die Einstellungsbereitschaft der Unternehmen weiterhin groß, stellte Weise zufrieden fest.
Mit dem anhaltenden Flüchtlingszustrom warteten allerdings in diesem Jahr große Herausforderungen auf die Bundesagentur, räumte Weise ein. Bisher sei davon allerdings bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern noch wenig zu spüren. Auf dem Arbeitsmarkt werden die steigenden Flüchtlingszahlen wohl erst in der zweiten Jahreshälfte zu spüren sein - dann aber womöglich mit größerer Wucht. Weise rechnet dabei mit bis zu 200 000 arbeitslosen Flüchtlingen.
Als weitere Herausforderung sieht Weise den Abbau der Langzeitarbeitslosigkeit. Die Bundesagentur setzt dabei auch auf zwei im vergangenen Sommer aufgelegte Förderprogramme. Mit ihnen solle Männern und Frauen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind, Brücken in den Arbeitsmarkt gebaut werden. BA-Vorstandsmitglied Detlef Scheele räumte ein, dass eines der beiden Programme „schwer zu befüllen“ sei. Hier müsse wohl bei den Zugangshürden nachjustiert werden. Kritiker halte die Zugangsvoraussetzungen für das sogenannte ESF-Programm für zu restriktiv.
Keine Probleme sehen derweil weder Weise noch Scheele bei den Auswirkungen des vor einem Jahr eingeführten flächendeckenden Mindestlohns. „Die Befürchtung, dass der Mindestlohn das Beschäftigungswachstum bremsen werde, hat sich nicht bestätigt“. stellte Weise fest. Zwar seien in den vergangenen zwölf Monaten etliche Mini-Jobs wegen des Mindestlohns weggefallen, ergänzte Scheele. Viele davon seien aber in sozialversicherungspflichtige Stellen umgewandelt worden.
Wie robust der deutsche Arbeitsmarkt sei, zeigt nach Weises Einschätzung die Beschäftigtenstatistik. Danach gab es nach Erkenntnissen des Statistischen Bundesamtes zuletzt im November 43,49 Millionen Arbeitsplätze; diese seien 423 000 mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der regulären Jobs mit voller Sozialversicherungspflicht lag nach BA-Hochrechnung im Oktober bei 31,39 Millionen - das sind 713 000 Stellen mehr als vor einem Jahr. Neue Jobs entstünden vor allem in der Pflege, im Sozialwesen und im Handel.