Motorräder unter Strom
Auf der Intermot in Köln zeigen die Hersteller PS-Protze, aber auch Modelle mit kleinen Elektromotoren.
Köln. Leise Elektro-Roller und knatternde Kraftprotze - die Neuheiten der Branche sind von morgen an auf der Motorradmesse Intermot in Köln zu sehen. Dabei hofft die Motorradindustrie auf Impulse, denn die Branche steckt in der Krise. Abgesehen von einem kurzen Aufschwung 2007 ist die Zahl der Neuzulassungen seit Jahren auf Talfahrt. 2010 ist sie erneut um 9,7 Prozent gesunken: Von Januar bis September wurden 128 000 Krafträder neu zugelassen.
Einer der Gründe für den Abwärtstrend ist der fehlende Nachwuchs. "Junge Leute geben ihr Geld häufig lieber für was anderes aus als für ein Motorrad", meint der Sprecher des Industrie-Verbands Motorrad (IVM), Achim Marten. Da der Auto-Führerschein heute schon mit 17 Jahren gemacht werden kann, entschieden sich mehr Jugendliche als früher für ein Auto als Erstfahrzeug.
Bei den etwas reiferen Fahrern sieht der Motorrad-Experte des ADAC, Ruprecht Müller, auch Freizeitmangel als Problem: "Die Leute haben weniger Zeit zum Motorradfahren. Darum sind viele ältere Fahrzeuge noch in gutem Zustand, und die Halter sehen keine Notwendigkeit, ein neues Motorrad zu kaufen." Gerade die schweren und damit auch teuren Maschinen dienten eher selten als reines Fortbewegungsmittel, sondern seien vielmehr ein Freizeitspaß.
Als Zukunftsthema vor allem bei kleineren Zweirädern setzt die Branche auf Elektromobilität. Bei der Intermot ist diesem Bereich eine eigene Halle gewidmet. Der Markt für Fahrräder mit elektrischem Zusatzmotor, sogenannte Pedelecs, boomt bereits. Neben Elektrorollern werden auf der Messe nun auch die ersten E-Motorräder gezeigt.
Einer der Vorteile: Sie erreichen aus dem Stand das volle Drehmoment. Aber: "Der Verbrennungsmotor hat bei Motorradfahrern ganz viel mit Emotionen zu tun", meint Marten. Ein Motorrad ohne das typische Geknatter wäre für viele Fans wohl kein richtiges Motorrad.