Neue Fitnesskur für Karstadt

Die Warenhäuser stecken erneut in Schwierigkeiten. In der Zentrale ist ein Personalabbau nicht ausgeschlossen.

Düsseldorf. Mit Warenhäusern lässt sich in Deutschland derzeit kaum Geld verdienen: Nachdem die früheren Karstadt-Quelle-Töchter Wehmeyer, Hertie und Sinn-Leffers unlängst Insolvenz anmelden mussten, sind nun auch die Karstadt-Filialen von der Konsumflaute voll erwischt worden. Im dritten Quartal brach das operative Ergebnis der Arcandor-Warenhaustochter um 42,5 Millionen auf minus 50,9 Millionen Euro ein.

Die schwarzen Zahlen bei der Tourismustochter Thomas Cook und der Versandhandelstochter Primondo (Quelle) konnten die Verluste nicht ausgleichen. Das operative Ergebnis von Arcandor sank daher im dritten Quartal von 73 auf 53 Millionen Euro.

Angesichts der schlechten Zahlen korrigierte Arcandor-Vorstandschef Thomas Middelhoff die Ergebnis-Prognose für das kommende Geschäftsjahr 2008/2009 (30.9.) von 1,3Milliarden auf "größer als 1,1Milliarden Euro" nach unten. Die Börse reagierte verschnupft: Die Arcandor-Aktie verlor zeitweilig mehr als 13 Prozent.

"Wir müssen das Warenhausgeschäft strategisch lösen, und das werden wir auch", sagte Middelhoff. Es gebe weiterhin mehrere Optionen. Er bevorzuge eine europäische Lösung, sagte der Arcandor-Chef. Er wollte sich gestern aber weder auf Details noch auf einen Zeitplan festlegen. Auch zum Thema Kaufhof sagte er nichts.

Karstadt muss sich derweil erneut einer "Fitnesskur" unterziehen, wie es Middelhoff formulierte. Das Top-Management war bereits in den vergangenen Wochen ausgetauscht worden. Jetzt solle das neue Team um Stefan W. Herzberg "noch einmal richtig durchkehren". Besonders die Kostenseite bereite dem Konzern Kopfzerbrechen.

Diese habe das alte Management aus den Augen verloren. Das Kostensenkungsprogramm sieht nun eine Verschlankung der Karstadt-Zentrale vor, die auch einen Personalabbau einschließt. Arcandor-Finanzvorstand und Karstadt-Aufsichtsratschef Peter Diesch nannte dazu jedoch noch keine Zahlen.

In den Warenhäusern will Middelhoff dagegen die Verkaufsseite stärken und auf mehr Service setzen. "Es soll sich wieder lohnen, einem Kunden hinterher zu rennen und ihm einen Pullover an die Kasse zu tragen."

Eindringlich verteidigte Middelhoff gestern noch einmal die Entscheidung, im Zuge der Sanierung die Töchter Hertie, Sinn-Leffers und Wehmeyer an Finanzinvestoren verkauft zu haben: "Stellen Sie sich mal vor, wir hätten das nicht gemacht. Das wäre jetzt für uns eine schwierige Situation."

Die Belastungen, die Arcandor aus den Insolvenzen erwachsen könnten, bezifferte der Vorstandschef auf einen unteren bis mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Dieser setze sich aus Serviceleistungen und Warenlieferungen sowie aus Risiken für von Arcandor übernommene Garantien für Mietzahlungen zusammen.