Neuer Chef trimmt EnBW auf Effizienz

Karlsruhe (dpa) - Angesichts des drastischen Wandels in der Energiewirtschaft will der neue EnBW-Chef Frank Mastiaux das drittgrößte deutsche Energieunternehmen konsequent auf Effizienz trimmen. „Es darf keine Denkverbote geben“, betonte Mastiaux in Karlsruhe bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Er will den vom Atomausstieg gebeutelten Versorger auf „Kosten, Strukturen und Prozesse“ überprüfen und für die Energiewende fit machen. Bis Ende 2014 sollen 1350 Stellen abgebaut werden. „Die Branche steht unter Strom“, unterstrich Mastiaux.

Die atomlastige EnBW hat sich 2012 auf niedrigem Niveau stabilisiert. Das Unternehmen erzielte einen Jahresüberschuss von 473,5 Millionen Euro. 2011 hatte das Unternehmen auch wegen der Abschaltung von zwei der vier Meiler nach der Atomkatastrophe in Fukushima noch ein Minus von fast 900 Millionen Euro verbucht. Durch die Abschaltung entgingen der EnBW 2012 zwischen „200 bis 250 Millionen Euro“. Der Konzernumsatz stieg leicht auf 19,24 Milliarden Euro (plus 2,6 Prozent).

Für das laufende Jahr wird mit einem leicht rückläufigen Ergebnis gerechnet. Als Gründe nannte Mastiaux sinkende Großhandelspreise und Umweltauflagen. Ab 2014 soll es auch wegen positiver Effekte durch das interne Effizienzprogramm wieder aufwärtsgehen. Zudem soll dann der zweite Windpark Baltic II in der Ostsee Strom liefern.

Angesichts von verstärktem Wettbewerb, sinkenden Preisen und hohen Wechselraten muss die EnBW Mastiaux zufolge „konsequent neu am Markt und Kunden“ ausgerichtet werden. „Bei der EnBW ist derzeit sehr viel in Bewegung.“ Er setzt bei den Erneuerbaren Energien auf dezentrale Anlagen, die gemeinsam mit Bürgern und Kommunen realisiert werden sollen.

Die Investitionen wurden 2012 mit 877,4 Millionen Euro drastisch heruntergefahren (minus 33 Prozent). Das konzerninterne Effizienzprogramm „Fokus“ mit einem Volumen von 750 Millionen Euro soll schon ein Jahr früher - Ende 2014 - abgeschlossen werden; 300 Millionen Euro wirken bereits. Bis 2015 will man zudem 2,6 Milliarden Euro vor allem mit dem Verkauf von Beteiligungen einspielen.

In seinem Kerngeschäft, dem Stromabsatz, verzeichnete die EnBW starke Einbußen: Mit 135,4 Milliarden Kilowattstunden (knapp minus 13 Prozent) wurde deutlich weniger Strom verkauft als im Vorjahr. Der Umsatz bei der Stromerzeugung und beim Stromhandel gab um mehr als ein Viertel nach. Dafür wurden mit 15,7 Milliarden Kilowattstunden fast 30 Prozent mehr Gas verkauft, vor allem dank eines erfolgreichen Handels. Auch das Geschäftsfeld Strom „Netz und Vertrieb“ verbesserte sich deutlich um über 40 Prozent auf 685,7 Millionen Euro. Der Hauptversammlung soll eine Dividende in Vorjahreshöhe von 85 Cent je Aktie vorgeschlagen werden. Der frühere Eon-Manager Mastiaux führt das Unternehmen seit Oktober vergangenen Jahres. Die EnBW ist mit ihren beiden Großaktionären, dem Land Baden-Württemberg und dem Zweckverband OEW, mehrheitlich in öffentlichem Besitz. Die Mitarbeiterzahl sank zum Jahresende um 3,6 Prozent auf 20 098.