Niederländische ING verkauft US-Tochter für Milliarden

Amsterdam/McLean (dpa) - Der niederländische Finanzkonzern ING trennt sich von seiner Direktbank-Tochter in den Vereinigten Staaten. Für 9,0 Milliarden Dollar (6,3 Milliarden Euro) geht die ING Direct USA an den amerikanischen Finanzkonzern Capital One.

Durch den Kauf steige Capital One gemessen an den Einlagen zur fünftgrößten Bank der USA auf, teilte das Unternehmen aus McLean im US-Bundesstaat Virginia am späten Donnerstag (Ortszeit) mit. „Der Kauf der ING Direct mischt die Karten neu“, sagte Capital-One-Chef Richard Fairbank.

Die Bank ist mit ihren rund 1000 Filialen vor allem in New York, New Jersey, Texas, Louisiana, Maryland, Virginia und rund um die Hauptstadt Washington vertreten. Mit der ING-Direktbank weitet sie ihr Geschäft nun deutlich aus und verringert den Abstand zu Branchengrößen wie der Bank of America, der Citigroup, JPMorgan Chase oder Wells Fargo.

Der Verkauf der ING Direct USA geschieht auf Druck der EU. In der hochkochenden Finanzkrise 2008 war die ING vom niederländischen Steuerzahler mit 10 Milliarden Euro über Wasser gehalten worden. Um die Genehmigung für die Rettungsaktion zu erhalten, musste sich die ING aber zum Verkauf von Firmenteilen verpflichten. Einschließlich Zinsen und Prämien hat die ING bislang 7 Milliarden Euro abgetragen. Die restlichen Schulden sollen nach früheren Angaben bis Mai kommenden Jahres beglichen werden.

Von den Amerikanern bekommt die ING 6,2 Milliarden Dollar in bar und für die restlichen 2,8 Milliarden Dollar einen Anteil an Capital One von 9,9 Prozent. Die ING Direct USA war erst im Jahr 2000 an den Start gegangen und hat sich seitdem nach eigenen Angaben zur führenden Direktbank in den Staaten gemausert mit mehr als 7 Millionen Kunden und 2275 Mitarbeitern. In Deutschland sind die Niederländer mit der ING Diba vertreten.