Niedrige Zinsen belasten die Pensionskassen der Firmen

Große Lücken in der Finanzierung zwingen zu mehr Rückstellungen.

Frankfurt. Das Dauertief bei den Zinsen nagt nicht nur am Ersparten, es bereitet auch Unternehmen Probleme bei der betrieblichen Altersvorsorge. Um das Versprechen eines auskömmlichen Ruhestandbeitrags für die Mitarbeiter zu halten, muss manche Gesellschaft Geld zuschießen.

Immer weniger Firmen, die für die Altersversorgung geradestehen, garantieren ihren Beschäftigten daher ein festes Versorgungsniveau.

Schwierig ist die Lage vor allem für Unternehmen, die eigene Pensionskassen unterhalten. „Pensionskassen haben oft noch eine garantierte Verzinsung von 3,5 bis vier Prozent der Beiträge zugesagt. In Zeiten anhaltend niedriger Zinsen kann es schwierig werden, diese garantierten Zinsen zu erwirtschaften“, sagt Stefan Oecking, Partner bei dem Beratungsunternehmen Mercer. Im Zweifelsfall müsse das Trägerunternehmen Geld nachschießen. Nach Berechnungen des Deutschen Industrie- und Handelskammertags droht in den kommenden 15 Jahren allein bei den Betriebsrenten der Mittelständler eine Deckungslücke von 4,1 Milliarden Euro. Die Pensionsverpflichtungen des Mittelstands belaufen sich auf insgesamt 24 Milliarden Euro, die eigentlich durch Kapitalanlagen abgesichert sein sollten. Nun müssten die Firmen das ausgleichen.

Maßstab für die Berechnung von Pensionslasten ist die Rendite von Unternehmensanleihen mit guter Bonität, die seit geraumer Zeit rückläufig ist. Sinkt die Rendite der Anleihen, steigt der in der Bilanz anzusetzende Gegenwert der Pensionsverpflichtungen. Seit 2008 hat sich Oecking zufolge dadurch der Verpflichtungsumfang um 30 bis 40 Prozent erhöht. Die Folge: Die Firmen müssen mehr Rückstellungen bilden.

Die Altersvorsorgemodelle deutscher Unternehmen reichen von einem fest zugesagten Versorgungsniveau bis zu Modellen mit flexiblen Zinsen. „Generell geht der Trend dahin, die Mitarbeiter stärker an den Risiken der Kapitalmarktschwankungen zu beteiligen“, sagt Michael Braun, Experte für betriebliche Altersvorsorge.

Beispiel Lufthansa: Die Fluggesellschaft garantiert ihren Mitarbeitern im Inland bisher eine Verzinsung von sechs bis sieben Prozent der eingezahlten Beiträge. Den Tarifvertrag von 1994 will die Lufthansa nun kündigen und mit den Gewerkschaften eine neue Vereinbarung aushandeln — ohne Zinsgarantie. Der Fall Lufthansa ist jedoch nicht repräsentativ. Der Münchner Dax-Konzern Siemens etwa orientiert sich bei der Verzinsung der vollständig vom Unternehmen finanzierten Altersversorgung seit 2003 am Garantiezins für Lebensversicherungen — dieser ist auf 1,75 Prozent gesunken. Die Deutsche Bank verzinst den Versorgungsbeitrag neuer Mitarbeiter seit 2005 marktabhängig.