Laudamotion-Kauf Niki Lauda - gemeinsam mit Ryanair gegen Lufthansa

Der Ex-Rennfahrer Niki Lauda arbeitet mit Ryanair gegen ein drohendes Monopol der Lufthansa an. Der Plan ist, schnell zu wachsen. Es könnte der letzte große Coup einer großen Karriere sein.

Foto: Lepke, Sergej (SL)

Düsseldorf. Der Anruf landet am Morgen, wenig vor dem Termin, bei Düsseldorfs Airport-Sprecher Thomas Kötter. Er bringe, sagt Niki Lauda, 30 Journalisten auf dem Flug OE-01 aus Wien mit zum Termin um 10 Uhr in die NRW-Landeshauptstadt. In Laudas Welt ist das keine größere Sache, man macht halt oder lässt machen — und sieht dann schon. Und so wurde es eine stolze Wiener Runde in dem VIP-Center am Düsseldorfer Airport, wo Niki Lauda, 69, dreimaliger Formel 1-Weltmeister und Unternehmer, einen großen Auftritt für sein österreichisches Unternehmen durchaus zurücknehmend inszenieren ließ.

Foto: Sergej Lepke

Einen Auftritt, den er gleichsam im Vorbeigehen in blauer Jeans, Bootsschuhen und rotem Käppi absolvierte. Weil Lauda zwar große Steine ins Rollen bringt, aber danach derart unprätentiös darüber spricht, als wolle er lieber gleich den nächsten anstoßen gehen. Weil man aber darüber reden muss, wenn man eine neue Fluglinie in kürzester Zeit aus dem Boden stampft, ist Lauda hier. Und sagt Sätze wie diesen: „Wettbewerb belebt die Sinne, er beflügelt mich. Ich war immer ein Mann des Wettkampfs.“ Ob damit schon erklärt ist, was Lauda bewegt hat, so flugs ins Fluggeschäft zurückzukehren?

Die Abscheu vor dem Quasi-Monopol der Lufthansa hat ihn erfasst und die Liebe zu Niki, seinem Unternehmen, das er 1979 mit zwei Flugzeugen vom Typ Fokker F-27 in Österreich begann und das dann als Tochter von Air Berlin untergegangen war, neu entflammt. Wobei: Nostalgie ist für Lauda unerwünschte Marginalie. Seine Frau behaupte ja auch immer, sagt er, er habe keine Emotionen, was für die Dame ja ein durchaus bedauerlicher Zustand wäre. Und doch: „Als ich heute in den Flieger gestiegen bin, das war schon besonders.“

Im Bieterwettkampf hat Lauda seine Qualitäten ausgereizt: Siegeswille ohne Rücksicht auf die Konkurrenz. Bisweilen auch ohne Rücksicht auf die Mitarbeiter. Lauda gilt als kompromisslos und nicht als jemand, der den Seinen das Händchen hält. Er leiht Mitarbeiter in Vielzahl, die Bedingungen sind schlecht. Der Grat zwischen Bewunderung und Ablehnung ist schmal.

Ralf Teckentrup, Vorsitzender der Condor-Geschäftsführung, bewundert ihn: „Ich hätte das innerhalb dieser kürzesten Zeit nicht für möglich gehalten. Hochachtung, was Niki da in seinem Alter angestellt hat.“ Condor hilft Lauda in Sachen Marketing, Vertrieb oder Crew-Planung. Laudamotion hilft Condor, weiter zu wachsen. Ryanair ist nun der zweite, nächste und noch viel größere Deal, den Lauda innerhalb kürzester Zeit an Land gezogen hat. Weil er als Typ bei aller Härte auch Menschenfänger ist, dessen Ausstrahlung lockt.

Mit dem anstehenden Verkauf von 74,9 Prozent der Anteile an Ryanair minimiert Lauda sein Risiko, mit dem kleinen Biligflieger baden zu gehen. Aber ein „Zwerg“, wie es ein österreichischer Journalist am Dienstag angesichts des Riesen Ryanair (131 Millionen Gäste im Jahr, 430 Boeings) formuliert, will Lauda nun auch nicht sein. „Ich bin ein Zwerg, der nie aufhört. Das ist der springende Punkt“, sagt er trotzig lächelnd. Und dann erklärt er wieder, dass er nur bestehen könne, wenn er schnell wachse. Und erzählt die Geschichte von den Insolvenzverwaltern, die bis zum 28. Februar bei Niki in Wien gesessen hätten, und am 1. März „haben wir dann übernommen“. Alles auf Anfang. Laudas Augen sehen müde aus, wie sie aus diesem lädierten Kopf blicken. Aber doch kämpferisch. Eine ganz spezielle Mischung.

Noch am Freitag hatte Lauda Gerüchte über einen Ryanair-Einstieg dementiert. „Ich weiß davon null“, hatte er in Wien gesagt. Am Dienstag in Düsseldorf wehrte er sich gegen den Eindruck, er habe nur als Strohmann für Ryanair agiert, nachdem die Iren beim Ringen um die Air-Berlin-Reste nicht zum Zuge gekommen waren. „Ich bin da gesessen bis um halb fünf in der Früh und habe fünfzig Millionen hingeblattelt, damit ich den Niki da herausrette“, sagt er in rührendem Dialekt und spricht von seinem Privatvermögen.

Dass sein Laudamotion-Flieger auf dem Rollfeld noch stark an Air Berlin erinnert, weil die Flosse nicht bearbeitet und die Buchstaben „LAUDAMOTION“ eher notdürftig geklebt sind, ist ihm Dorn im Auge, hält Lauda aber nicht auf. „Das Logo wird verändert, zum Ende des Jahres wird es ein Rebranding geben“, kündigt er an. Air Berlin ist für ihn Vergangenheit. „Zu schnelle Expansion, dabei zu wenig Geld verdient“, sagt Lauda kurz zu den Gründen, die zum Ende des deutschen Unternehmens geführt haben. Er und Air Berlin-Gründer Joachim Hunold hätten ja lange zusammengearbeitet und Niki sei dabei immer mit Gewinnen gewachsen. Bis er verkauft habe. Jetzt ist Lauda zurück.

Am Mittwoch will er nach Australien reisen zum Auftakt der Formel 1-Saison. Mit Mercedes war er vier Mal Weltmeister, ist Aufsichtsratsvorsitzender von Mercedes—Benz Gran Prix Ltd und hält zehn Prozent der Anteile am Team. Ziel: Titel Nummer fünf. Der nächste Wettkampf.

Um 11.15 Uhr ist der Termin zu Ende. Lauda geht, eilt die Treppe hoch, winkt mit dem Käppi, präsentiert dabei uneitel für einen Moment seinen 1976 so arg verbrannten Schädel und entschwindet im Flieger. Es geht immer weiter. Viel Zeit bleibt nicht. Alles muss wachsen. Immer weiter und weiter.