Nobelpreisträger kritisiert Deutschland als innovationsschwach
Berlin (dpa) - Der US-Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Edmund Phelps (80) hält Deutschland für wachstumsschwach und innovationsarm. „Deutschland ist eines dieser vormals dynamischen Länder, dem etwas verloren gegangen ist“, sagte Phelps der „Welt am Sonntag“.
Die deutsche Exportorientierung habe „eine Zeit lang auch sehr gut funktioniert“, so der Nobelpreisträger von 2006. „Aber jetzt wächst China, wächst die Weltwirtschaft langsamer als zuvor. Und wir wissen nicht, ob das wieder kommt. Und da dazu auch noch Europa in einem solchen Schlamassel steckt, hat Deutschland ein strategisches Problem. Deutschland hat all sein Geld auf Exporte gesetzt und dabei vergessen, dass es einmal eine innovative Nation war.“ In den vergangenen zehn Jahren seien die deutschen Ausfuhren „ganz gut gelaufen. Aber die Produktivität der deutschen Wirtschaft ist kaum gewachsen.“
Es sollte in Deutschland und auch in Frankreich, Großbritannien und den USA „eine öffentliche Debatte darüber geben, was wir gegen langsames Wachstum tun können“, sagte Phelps. Der 80-Jährige schlägt vor, die Lehrpläne an Schulen zu ändern, um in jungen Menschen mehr Tatendrang zu wecken: „Wieso sollten an Schulen nicht wieder mehr die romantischen Abenteuerromane gelesen werden, die jungen Leuten ein Gefühl vermitteln, dass es sich im Leben lohnt, Risiken einzugehen?“