OECD sieht schwächeres Wachstum
Paris/Essen (dpa) - Die Konjunkturschwäche im Euroraum und die weltweiten Konfliktherde bereiten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) zunehmend Sorgen.
„Die Erholung im Euroraum ist enttäuschend geblieben, vor allem in den größten Ländern Deutschland, Frankreich und Italien“, schreibt die OECD in ihrem Zwischenbericht zur Weltwirtschaft für 2015.
Das Hauptrisiko sei, dass die Inflation gering bleibe und die schwache Nachfrage zusätzlich schwäche. Ihre Konjunkturprognosen reduzierte die OECD verglichen mit ihrer letzten Projektion von Anfang Mai bis auf wenige Ausnahmen durch die Bank weg.
Zusammenfassend ist von einem „moderaten und unsteten“ Wachstum die Rede. Die Entwicklung in großen Volkswirtschaften klaffe zusehends auseinander. Als besonders problematisch wird die anhaltend schwache Konjunktur im Euroraum hervorgehoben.
Für 2015 rechnet die Organisation im Euroraum mit 1,1 Prozent (0,8 Prozent für 2014). Hauptrisiko sei, dass die Inflation gering bleibe und die Nachfrage zusätzlich schwäche. Deutschland kann in beiden Jahren von 1,5 Prozent mehr Wirtschaftskraft ausgehen. Für Frankreich wird 1,0 Prozent im kommenden Jahr (2014: 0,4) erwartet. Besonders deutlich wurden die Wachstumserwartungen für Italien gesenkt: Nach einem Minus von 0,4 im laufenden Jahr soll Italien in 2015 mit einem Minimal-Wachstum bei 0,1 Prozent liegen.
Für die größte Volkswirtschaft USA rechnet die OECD ihrem Bericht zufolge 2015 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes von 3,1 Prozent. Im laufenden Jahr sollen es 2,1 Prozent werden. Auch Großbritannien kann mit 2,8 Prozent auf ein starkes Wachstum hoffen, auch wenn der Wert gegenüber den 3,1 Prozent in diesem Jahr abfällt.
Globale Wachstumsmotoren liegen weiter fern von Europa und den USA. In China rechnet die OECD zwar mit einer etwas schwächeren Konjunktur, das Wachstum bleibt aber bei 7,3 Prozent im kommenden Jahr (2014: 7,4). Für Indien wird für 2015 ein Plus von 5,9 Prozent erwartet, in diesem Jahr sollen es 5,7 Prozent werden.
Neben Gefahren aus dem Euroraum nennt die OECD zusätzliche Wachstumsrisiken. Verwiesen wird auf zahlreiche Konfliktherde wie in der Ostukraine oder im Nahen und Mittleren Osten. Auch das am Donnerstag stattfindende Unabhängigkeitsreferendum in Schottland wird genannt. Darüber hinaus sieht die Organisation Risiken in den Schwellenländern und in der hohen Verschuldung dortiger Unternehmen.
Für Deutschland senkte das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) seine Wachstumsprognose für 2014 und 2015. Anzeichen für eine Rezession in Deutschland seien aber nicht zu erkennen, erklärte das Institut. Das Wachstum verlaufe langsamer, aber im Vergleich zu vielen europäischen Nachbarn „deutlich aufwärtsgerichtet“. Die Prognose für das Wachstum der Wirtschaftsleistung 2014 nahm das RWI nach einem schwachen Frühjahr von 2,0 Prozent auf 1,5 Prozent zurück. Für 2015 senkten die Experten die Prognose von 2,2 Prozent auf 1,8 Prozent.