Ökonom: Russischer Importstopp könnte Lebensmittelpreise drücken
Kiel (dpa) - Verbraucher in Europa könnten aus Forschersicht von den Einfuhrbeschränkungen Russlands für Lebensmittel profitieren. „Andere Abnehmer sind in dem Maße nicht leicht zu finden“, sagte der Kieler Ökonom Klaus-Jürgen Gern der Nachrichtenagentur dpa.
„Das wird zu Preisdruck in der EU führen.“ In Deutschland seien die Preise für Obst, Gemüse, Fleisch und Milchprodukte ohnehin unter Druck. „Das könnte sich von nun an verstärken.“
Russland hatte im Ukraine-Konflikt ein einjähriges Einfuhrverbot für Lebensmittel aus zahlreichen Ländern verhängt. In vielen westlichen Ländern wächst dadurch das Angebot.
Die Krise könnte aus Gerns Sicht das deutsche Wirtschaftswachstum dämpfen. „Unternehmen sind verunsichert und werden in ihren Dispositionen vorsichtiger. Die Stimmung wird sich weiter eintrüben.“
Gerns Institut hat berechnet, wie stark das Bruttoinlandsprodukt (BIP) leiden könnte: Schränke Russland seine Importe moderat um 10 bis 20 Prozent ein, koste das in Deutschland 0,2 bis 0,3 Prozent BIP-Wachstum. Bei doppelt so starken Einschränkungen sei bis zu ein Prozent weniger Wachstum möglich.
„Wenn die Russen die Sanktionen weitertreiben, können sie die europäische Wirtschaft durchaus treffen“, sagte Gern. Der Ukraine-Konflikt sei zudem nicht der einzige Unsicherheitsfaktor. Ins Gewicht falle auch, dass der Euroraum sich zäher erhole als erhofft.