Ökonomen: Bahnstreik bremst Konjunktur im zweiten Quartal

Berlin/München (dpa) - Der längste Streik in der Geschichte der Deutschen Bahn wird die deutsche Konjunktur Ökonomen zufolge bremsen.

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Die Kosten in dem aktuellen Bahnstreik könnten sich auf bis zu 750 Millionen Euro summieren, wie Konjunkturexperte Stefan Kipar von der BayernLB erklärte. Damit dürfe die Wachstumsrate des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) im zweiten Quartal um etwa 0,1 Prozentpunkte geringer ausfallen als ohne Streik.

Insgesamt ändere der Bahnstreik zwar die positive Konjunkturerwartung in Deutschland nicht. So sagte die EU-Kommission für Deutschland am Dienstag ein Wachstum von 1,9 Prozent in diesem Jahr voraus. Auch die Förderbank KfW sieht die deutsche Konjunktur auf Kurs. Gleichzeitig sieht KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner in dem Bahnstreik, der die Stimmung im Mai belasten werde, aber „ein gewisses Risiko“: „Angesichts von Just-in-time-Fertigung und der großen Bedeutung der Bahn im Güterverkehr dürfte der Streik im zweiten Quartal auch etwas Wachstum kosten.“

Gefährlicher schätzen Volkswirte aber die langfristigen Schäden durch die achte Streikwelle bei der Bahn ein, wie Kipar betonte: „Als größtes Risiko erscheint ein möglicher Reputationsverlust des Standorts Deutschland bei ausländischen Investoren.“

Auch aus Sicht von DekaBank-Chefvolkswirt Ulrich Kater wird der Streik zwar kurzfristig nur wenig auf die Gesamtwirtschaft durchschlagen, weil Produktionsausfälle in Teilen nachgeholt werden. Auf längere Sicht könne der Standort Deutschland aber Schaden nehmen, erklärte Kater: Sollte ein stärker auf Konflikte ausgerichteter Kurs der Tarifvertragsparteien Schule machen, könnten dauerhaft stärkere Lohnsteigerungen die Folge sein. Das würde den Konsum in Deutschland zwar für die kommenden Jahre weiter beflügeln: „Langfristig würde sich jedoch die Standortqualität Deutschlands verschlechtern.“

Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer hatte am Montag gesagt, dass der deutschen Wirtschaft durch den Arbeitskampf Schäden von täglich 100 Millionen Euro drohten. Wie Kipar betont, nehmen die täglichen Kosten zu, je länger der Streik dauert: „Grund hierfür ist, dass mit steigender Dauer über Zweitrundeneffekte eine wachsende Anzahl an Betrieben die Produktion drosseln oder einstellen müsste, womit die Verluste pro Tag zunehmen.“