Pleitegeier über Spanien
Berlin und Brüssel sehen keinen Bedarf für neue Rettungsaktion.
Madrid. Die Krisenfront rückt näher, der Gefechtslärm wird lauter. Seit sich die Anzeichen mehren, dass Spaniens Finanzprobleme alles andere als unter Kontrolle sind, befindet sich der sozialistische Regierungschef Jose Luis Zapatero im Verteidigungskrieg.
Der Sozialist wittert Verschwörer, Spekulanten und sensationslüsterne Medien hinter jenen Gerüchten, dass Spanien nach Griechenland der nächste Pleitekandidat sein könnte. Ja, vielleicht sogar demnächst mit EU-Milliarden gerettet werden müsse.
"Eine Lüge", feuert ein Regierungssprecher in Madrid aus vollen Rohren. "Es gibt keine Rettungsaktion. Und es wurde keine beantragt." Auch die EU-Kommission bemüht sich, kein neues Öl ins Feuer zu gießen: "Alles Spekulation", heißt es mäßigend aus Brüssel. "Wir bereiten keinen Plan vor." Es gebe auch keine Anfrage aus Madrid.
Die deutsche Bundesregierung lässt verlauten, man sehe "derzeit" keinen Handlungsbedarf für EU-Hilfskredite an Spanien. EU und Internationaler Währungsfonds (IWF) hatten einen Kreditrahmen von 750 Milliarden Euro für potentielle Pleiteländer zugesagt und hoffen, damit das Vertrauen in den angeknacksten Euro wiederherzustellen.
Diese Beschwichtigungen können freilich wenig daran ändern, dass Spanien von der EU, dem IWF sowie den Finanzmärkten mit Argusaugen beobachtet wird. Gestern sollen über das Problem die G7-Finanzminister telefonisch konferiert haben.
Das Krisenland Spanien steht auch deswegen unter verschärfter Beobachtung, weil es die viertgrößte Volkswirtschaft der Eurozone und fast fünfmal größer als der Pleitestaat Griechenland ist: Entsprechend gewaltig wäre dann das Erdbeben, wenn der Koloss Spanien wirklich fällt.
Alleine deutsche Banken sind mit mehr als 200 Milliarden Euro betroffen, die sie dem spanischen Staat, Unternehmen und Privathaushalten geliehen haben. Frankreichs Banken sind gar mit knapp 250 Milliarden engagiert. Ein Spanien-Kollaps wäre somit ein europäischer Albtraum.