Porsche: Piëch im Visier der Justiz

Es geht um die Täuschung von Anlegern im Machtkampf von Porsche mit VW.

Stuttgart/Wolfsburg. Europas mächtigster Automanager könnte auf der Anklagebank landen: Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen Ferdinand Piëch, weil er der gezielten Täuschung von Anlegern Vorschub geleistet haben soll.

Schon vor einem Jahr beschied das Stuttgarter Oberlandesgericht, der VW-Patriarch habe seine Aufsichtsratspflichten bei der Porsche-Holding PSE während des Übernahmekampfes der beiden Unternehmen verletzt. Piëch habe seinerzeit eingeräumt, nicht recht zu wissen, wie viel Sprengstoff Porsches riskante Optionsgeschäfte für den Griff nach der Macht bei VW bergen.

Im Vergleich zur damaligen Ohrfeige der Juristen, die Piëch nur Schludrigkeit attestierten, hat der neue Vorwurf eine andere Qualität. Die Ankläger um Oberstaatsanwalt Hans Richter legen ihren Fokus auf den gesamten PSE-Aufsichtsrat von damals — zwölf Mitglieder. Neben Piëch trifft es auch dessen Cousin Wolfgang Porsche. Piëchs Ruf als derjenige, der die geeinten Teile Porsche und VW in ruhiges Fahrwasser steuert, gerät in Gefahr.

Der Vorwurf lautet auf Beihilfe zur Marktmanipulation, die unter das Wertpapierhandelsgesetz fällt. Ein Sprecher der Anklagebehörde verwies auf den Paragrafen 20a. Dem Text dort zufolge könnten die Ermittler nach ersten Vorprüfungen den Eindruck gewonnen haben, Piëch und die anderen Aufsichtsräte hätten wissentlich dabei geholfen, die Finanzwelt hinters Licht zu führen. Im schlimmsten Fall drohen fast vier Jahre Haft.

Ermittlungen sind noch keine Anklage. Dennoch: In dem Wirtschaftskrimi um die Übernahmeschlacht zwischen der PSE und VW sind Strafrechtsermittlungen gegen Piëch persönlich eine neue Dimension — rund fünf Jahre, nachdem alles begann.

Die juristischen Nachwehen der Vorgänge aus 2008 und 2009, die die PSE mit 11,4 Milliarden Euro Schulden zurückließen, sind facettenreich. Anleger sehen sich rückblickend betrogen und fordern Milliarden Euro an Wiedergutmachung in mehreren Prozessen hierzulande und auch in den USA.

Porsches Ex-Finanzchef Holger Härter muss sich seit Herbst 2012 wegen Kreditbetruges vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Außerdem sind er und Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking wegen Marktmanipulation angeklagt — die Prozesseröffnung harrt der Dinge. Und nun gerät der PSE-Aufsichtsrat in den Strudel.

Richters Team mangelt es nicht an Routine. Erst vor kurzem klagte er eine Handvoll amtierender und ehemaliger Manager von Deutschlands größter Landesbank LBBW an.