Portugal am Finanzmarkt zunehmend unter Druck
Frankfurt/Main/Brüssel/London (dpa) - Portugal steht am Finanzmarkt mit dem Rücken zur Wand. Nach der Ratingagentur Fitch senkte auch der Konkurrent Standard & Poor's (S&P) die Einstufung für Portugal nach dem gescheiterten Sparprogramm und dem Rücktritt von Regierungschef José Sócrates.
Zudem bleibe der Ausblick auf die wirtschaftliche und finanzielle Entwicklung des Landes negativ, teilte S&P am Freitag in London mit. Damit droht dem Land bald die nächste Abstufung bei der Kreditwürdigkeit. S&P-Noten unter der Stufe „BBB“, die nun Portugal erhielt, werden im Börsen-Jargon auch als „Ramsch-Status“ bezeichnet. Unter den europäischen Ländern hat derzeit nur Griechenland solch eine Bewertung.
Die EU-Staats- und Regierungschefs hatten sich am Donnerstagabend in Brüssel auf eine historische Reform zur Absicherung des Euro geeinigt. Mit mehr Geld, härteren Strafen und einer abgestimmten Wirtschaftspolitik will die EU künftig Schuldenkrisen wie in Portugal und zuvor in Griechenland und Irland verhindern.
Aus Sicht von Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker ist der Euro-Rettungsschirm groß genug - auch wenn Portugal Kredite daraus beantragen würde. „Wenn Portugal um Hilfestellung nachsuchen würde - ich habe keinen Grund davon auszugehen, dass dies in Bälde passieren wird - dann reicht der Rettungsschirm (...) aus“, sagte Juncker am Freitag in Brüssel.
Am Vortag hatte Juncker dem französischen Nachrichtensender France 24 gesagt, dass für Portugal die Summe von 75 Milliarden Euro „angemessen“ sei - falls Lissabon Unterstützung beantragen sollte.
Juncker ist Vorsitzender der Euro-Finanzminister, deshalb hat seine Stimme besonderes Gewicht. Der derzeitige Rettungsfonds für Eurostaaten wurde vom Gipfel auf 440 Milliarden Euro aufgestockt. Als einziges Land erhält bislang Irland aus diesem Topf Geld. Die Regierung in Dublin profitiert von einem Rettungspaket in Höhe von 85 Milliarden Euro, an dem auch der Internationale Währungsfonds beteiligt ist. Für Griechenland gibt es ein separates Hilfspaket.
Für Portugal wird es nun immer schwerer, sich selbst am Markt finanzieren zu können - die Flucht unter den Rettungsschirm der Euro-Staaten wird daher wahrscheinlicher. Die Zinsen für portugiesische Anleihen stiegen am Freitag auf einen Rekord.
Die langfristige Kreditwürdigkeit des Landes wurde um eine Stufe von „A-“ auf „BBB“ gesenkt, hieß es in der Mitteilung von Standard & Poor's (S&P). Die politische Unsicherheit in Portugal sei weiter gestiegen, dadurch dürfte das Vertrauen der Märkte weiter schwinden und die finanziellen Risiken Portugals weiter steigen.
Die langlaufenden Anleihen des griechischen Staates werden von S&P derzeit mit „BB+“ benotet. Auch hier droht bald wieder eine Abstufung. Zum Vergleich: Deutschland hat die Höchstnote „AAA“ von S&P.
Die Lage am Devisenmarkt blieb am Freitag relativ ruhig - der Euro bewegte sich kaum. Die hohe Verschuldung einiger Euro-Länder wie Griechenland, Irland, Italien, Portugal oder Spanien hatte den Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung Mitte 2010 unter die Marke von 1,20 Dollar gedrückt.
Die Euro-Staaten hatten mit mehreren Rettungsaktionen dagegen gehalten. Der Euro stabilisierte sich daraufhin wieder und kostete zuletzt wieder deutlich mehr als 1,40 Dollar. Am Freitagmittag notierte der Euro bei 1,4161 Dollar und damit etwas über dem Niveau vom Donnerstag. Die Entscheidung der Euro-Länder war erwartet worden und die Aktionen von Ratingagenturen wurden am Markt zuletzt nicht mehr so stark beachtet wie früher.