Portugal kehrt an Kapitalmärkte zurück
Lissabon (dpa) - Knapp zwei Jahre nach seiner Flucht unter den Euro-Rettungsschirm hat das Krisenland Portugal mit einer längerfristigen Staatsanleihe die Rückkehr an die Kapitalmärkte geschafft.
Bei der Platzierung von fünfjährigen Schuldtiteln über Banken flossen am Mittwoch in Lissabon 2,5 Milliarden Euro in die noch maroden Staatskassen. Der Zinssatz der Ausgabe werde bei unter fünf Prozent liegen, teilte der Präsident der portugiesischen Bank BESI, José Maria Ricciardi am Abend mit.
Die BESI und auch die Deutsche Bank waren unter den fünf Konsortialbanken, die die Anleihen vom Staat übernommen und interessierten Investoren angeboten hatten. Die Titel wurden nämlich nicht im Rahmen einer normalen Auktion sondern syndiziert platziert. So waren jüngst auch die Krisenländer Irland und Spanien vorgegangen.
Die Nachfrage nach dem fünfjährigen Papier habe mit rund zehn Milliarden Euro das Einnahmeziel (zwei Milliarden Euro) um das Fünffache übertroffen, berichteten Medien unter Berufung auf Marktteilnehmer in Lissabon.
Bei der letzten vergleichbaren Emission hatte Portugal im Februar 2011 Anleihen zu einem Zinssatz von 6,4 Prozent ausgegeben. In den vergangenen knapp zwei Jahren hatte das ärmste Land Westeuropas seitdem nur kurz laufende Geldmarktpapiere aufgelegt.
Mit der erfolgreichen Rückkehr an die Kapitalmärkte hat sich die Lage Portugals weiter entspannt. Erst am Montag war die Rendite für portugiesische Anleihen mit einer Laufzeit von zehn Jahren erstmals seit Ende 2010 wieder unter die Marke von 6,0 Prozent gefallen.
Die Emission vom Mittwoch sei „der Beginn der Wiedereroberung der finanziellen Unabhängigkeit“, die für Portugal „fundamental wichtig“ sei, sagte der Präsident der Bank BES, Ricardo Salgado. Zudem könne man von „einem Sieg über die Ratingagenturen“ sprechen, da das Land für die Rückkehr keine Verbesserung der Bewertungen benötigt habe.
Vorsichtiger äußerte sich der Präsident der größte portugiesischen Privatbank, der Millennium BCP, Nuno Amado. Die Ausgabe sei „natürlich sehr positiv“ gewesen, Portugal müsse aber den Prozess der finanziellen Konsolidierung fortsetzen. „Wir müssen Garantien haben, dass wir auch in Zukunft an die Finanzmärkte können“, fügte er an.
Portugal hatte 2011 von der Troika aus EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB) ein Hilfspaket über 78 Milliarden Euro erhalten und sich zu einem strengen Spar-Programm verpflichtet. Im vergangenen Jahr sollte das Etatdefizit auf 5,0 Prozent der Wirtschaftsleistung gedrückt werden. Für 2013 sind 4,5 Prozent vorgesehen. Im Zuge der Sparmaßnahmen kletterte die Arbeitslosenrate zuletzt auf den Rekord von über 16 Prozent, die Wirtschaft schrumpfte 2012 um rund drei Prozent.