Portugal verschafft sich Luft am Kapitalmarkt
Lissabon/Brüssel (dpa) - Das hochverschuldete Portugal hat sich erfolgreich frisches Geld am Kapitalmarkt beschafft. Bei einer robusten Nachfrage konnte das Land heute sogar teils bessere Konditionen als bei den letzten vergleichbaren Auktionen erzielen.
Portugals Präsident Aníbal Cavaco Silva warnte aber vor übertriebenen Hoffnungen. „Dies ist nur ein Anfang“, sagte der Staatschef. Die Emission war wegen der wieder aufgeflammten Schuldenkrise mit Spannung erwartet worden. Nach Griechenland und Irland gilt Portugal als nächster haushaltspolitischer Wackelkandidat im Euroraum.
Die Kapitalaufnahme sei „nicht schlecht“ verlaufen, sagte Silva. „Aber die Regierung hat noch sehr viel Arbeit vor sich.“ Portugal dürfe sich keinen Illusionen hingeben. Das Land hat bei der Emission insgesamt knapp 1,25 Milliarden Euro in die Staatskasse gebracht.
Der portugiesische Finanzministers Fernando Teixeira dos Santos betonte erneut, dass Portugal zur Sanierung seiner Finanzen keine internationale Hilfe benötige. „Aus der Operation lässt sich der Schluss ziehen, dass Portugal in der Lage ist, sich auf den Kapitalmärkten zu akzeptablen Bedingungen mit Geld zu versorgen.“ Er hoffe, dass das Misstrauen auf den Finanzmärkten nachlasse und damit auch die fälligen Zinssätze wieder sinken würden.
Kanzlerin Merkel betonte, Portugals Regierung habe beeindruckende Sparmaßnahmen auf den Weg gebracht. Es gebe keinen Grund, angesichts der Probleme im Euro-Raum in Hektik zu verfallen.
Insgesamt nahm Portugal knapp 1,25 Milliarden Euro an frischem Geld auf. Die Summe liegt damit am oberen Ende der Spanne von 750 Millionen Euro bis 1,25 Milliarden Euro. „Vom Volumen her waren die 1,25 Milliarden Euro ein Kleckerbetrag, so dass es niemanden ernsthaft erstaunt haben dürfte, dass die Emission gut gelaufen ist, zumal auch China, Japan und Brasilien sich beteiligt haben“, sagte Fondsberater Thilo Müller von MB Fund Advisory in Frankfurt.
Bei der Emission einer zehnjährigen Anleihe war die Nachfrage 3,2 mal so hoch wie das Angebot. Eine vierjährige Anleihe war 2,6-fach überzeichnet. Im zehnjährigen Bereich sank die fällige Rendite - und damit spiegelbildlich die Zinsbelastung für Portugal - leicht von 6,806 Prozent bei der letzten Auktion im November auf 6,716 Prozent. Im vierjährigen Bereich stieg die Rendite indes deutlich von 4,041 Prozent im Oktober auf 5,396 Prozent an.
EU-Währungskommissar Olli Rehn zeigte sich optimistisch, dass Portugal seine Finanzen in den Griff bekommt. „Portugal hat in letzter Zeit sehr mutige haushaltspolitische Maßnahmen ergriffen“, sagte Rehn in Brüssel. Das Land habe zudem Reformen angekündigt. „Portugal ist jetzt auf dem richtigen Weg.“