Bahn plant für 2013 Doppelstock-Züge auf IC-Strecken
Berlin (dpa) - Die Bahn will ab Ende 2013 im Fernverkehr erstmals Züge mit zwei Etagen einsetzen. Bisher rollen Doppelstock-Wagen in Deutschland nur im Regionalverkehr. Die neu gebauten Züge fahren bis zu 160 Stundenkilometer schnell und sollen auf einigen Linien alte Intercity-Züge ersetzen.
Das kündigte Bahn-Vorstand Ulrich Homburg heute an. Die Bahn hat beim Unternehmen Bombardier Transportation insgesamt 27 neue Doppelstock-Züge im Wert von knapp 400 Millionen Euro bestellt. Die Züge mit Lok und fünf Wagen sollen im sächsischen Görlitz gebaut werden.
Auf welchen Strecken die neuen IC-Züge zum Einsatz kommen, sagte Homburg noch nicht. Geplant seien Fahrten unter anderem auf Zubringerlinien zu den stark befahrenen Bahnfernstrecken zwischen Berlin, Rhein-Ruhr, Frankfurt (Main) und Süddeutschland. Eine Fahrt soll nicht mehr kosten als bisher.
Die IC-Flotte der Bahn gilt mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren als veraltet - vor allem beim Komfort. Die neuen Wagen sollen ICE-Zügen in nichts nachstehen. Sie bieten unter anderem breite Einstiegstüren, moderne Sitze, Gepäckboxen, weit mehr Steckdosen und einen verbesserten Handy-Empfang, kündigte die Bahn an. Jeder Zug nimmt nach Reservierung zehn Fahrräder mit. Für Rollstühle gibt es einen Hublift. Bordbistros oder Restaurants werden allerdings nicht eingebaut. Dafür fährt Servicepersonal einen Wagen mit Getränken und Kleinigkeiten zum Essen durch den Zug.
Der neue Zug sei genauso schnell am Ziel wie die heutigen ICs, sagte Homburg. Technisch könnte er auch 185 Stundenkilometer schaffen. Für diese Geschwindigkeit sei der Zugtyp aber bisher noch nicht zugelassen.
Nicht alle alten IC-Züge sollen Ende 2013 ausgemustert werden. Einige werden modernisiert und sollen dann als Reservezüge dienen, zum Beispiel bei Ausfällen bei extremer Witterung. Mit einer ausreichenden Reserve - einem heutigen Schwachpunkt der Bahn - rechnet Homburg aber erst Mitte 2012. Noch vor den neuen IC-Zügen würden dann neue ICE3-Züge von Siemens ausgeliefert. Für den Winter 2011/12 bleibt es damit eng. Für die Zwischenzeit müssten technische Lösungen gefunden werden, betonte Homburg. So löse zum Beispiel eindringende Feuchtigkeit beim Antrieb immer wieder Kurzschlüsse aus.
In den Verträgen mit Bombardier sei die Nutzung der Doppelstockwagen auch bei extremen Wetterverhältnissen festgeschrieben, ergänzte der Vorstand. Im Regionalverkehr hätten solche Züge bisher gut funktioniert. Er sei „vorsichtig optimistisch“, dass Bombardier die neue Doppelstock-Züge so zuverlässig bauen könne wie bisher, sagte Homburg mit einem Seitenhieb auf die Industrie. „Wenn wir nur bei Lieferanten bestellen würden, mit denen wir zufrieden sind, könnten wir keinen einzigen Zug bestellen“.