Proteste an Flughäfen: Verspätungen erwartet
Frankfurt/Berlin (dpa) - Flugreisende müssen sich am Montag auf Behinderungen einstellen: An vielen deutschen Airports sind Betriebsversammlungen geplant. Für Aufregung unter den Beschäftigten sorgt ein Vorschlag der EU-Kommission für mehr Wettbewerb bei der Bodenabfertigung.
„Wir befürchten einen weiteren Lohnabbau sowie eine Ausweitung der Zeit- und Leiharbeit, wenn diese Vorstellungen Gesetz werden“, erklärte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Christine Behle am Freitag. Auch die Flughafen-Betreiber sind wenig begeistert von den Brüsseler Plänen.
Betriebsversammlungen oder Informationsveranstaltungen sind nach Angaben der Gewerkschaft in Frankfurt, Hamburg, Köln-Bonn, München, Nürnberg, Berlin und Stuttgart geplant. Dadurch könne sich die Abfertigung der Flugzeuge verzögern. Allein am größten deutschen Flughafen in Frankfurt werden voraussichtlich 2000 Beschäftigte der Bodenverkehrsdienste an der mehr als einstündigen Veranstaltung teilnehmen, wie ein Sprecher von Verdi Hessen sagte. Auch in Düsseldorf, Hannover und Münster sowie in Wien und Bologna sind Betriebsversammlungen geplant. Bis Montag können Verdi zufolge weitere Airports hinzukommen.
Brüssel will die Flughäfen zwingen, ihre Bodenabfertigung in eine rechtlich eigenständige Gesellschaft auszugliedern. Zudem soll es mindestens drei statt bisher zwei Anbieter pro Flughafen geben. Externe Anbieter sollen Leiharbeiter beschäftigen dürfen, die Flughäfen jedoch nicht. Verdi fürchtet, dass dadurch die Qualität der Abfertigung sinkt und sich die Arbeitsbedingungen und Einkommen der Beschäftigten verschlechtern. „Unter dem Deckmantel eines freien Wettbewerbes sollen Billigunternehmen zum Einsatz kommen. Das bedeutet Lohndumping und Qualitätsverluste“, kritisierte Behle.
Auch die Flughäfen sehen die Pläne des EU-Verkehrskommissars Siim Kallas mit Sorge: „Auch wenn wir die Einberufung von Betriebsversammlungen nicht begrüßen, so haben wir Verständnis für die Anliegen der Beschäftigten“, erklärte der Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV, Ralph Beisel. Die Branche befürchtet weiteren Preisdruck: „In einem personalintensiven Bereich wie den Bodenverkehrsdiensten, in dem 70 Prozent der Kosten Personalkosten sind, heißt das: Die Löhne müssten noch weiter abgesenkt werden“, sagte Beisel. Im schlimmsten Fall müssten die Flughäfen das Geschäftsfeld auf den Prüfstand stellen.
Unterdessen ging der erneute Schlichtungsversuch im Tarifkonflikt der Fluglotsen in die möglicherweise entscheidende Runde. Vertreter der Deutschen Flugsicherung (DFS) und der Gewerkschaft GdF trafen sich in Frankfurt zur voraussichtlich letzten Runde. Sprecher der Tarifparteien hatten sich zuvor optimistisch gezeigt, dass es zu einem Abschluss kommen könnte. Die GdF-Mitglieder haben bereits per Urabstimmung für einen Streik gestimmt, der nach heftigen juristischen Auseinandersetzungen durch die Schlichtung vorläufig abgewendet worden war.