Prozess: Deutsche Bank - Neuer Akt im Drama um Kirch

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann wehrt sich gegen Vorwürfe des Ex-Medienmoguls.

München. Die Spitze der Deutschen Bank hat sich im Kampf Leo Kirchs um milliardenschweren Schadenersatz erstmals selbst gegen die Vorwürfe des früheren Medienzaren zur Wehr gesetzt. Bank-Chef Josef Ackermann wies gestern vor dem Oberlandesgericht München Vorwürfe zurück, die Bank habe den Zusammenbruch des Kirch-Konzerns 2002 mitherbeigeführt.

Das Gericht befragte neben Ackermann auch Aufsichtsratschef Clemens Börsig und weitere Top-Manager der Bank intensiv zu den Vorgängen. Kirch wirft der Bank und ihrem damaligen Vorstandssprecher Rolf Breuer vor, für die Milliardenpleite des Medienimperiums verantwortlich zu sein.

Kirchs Theorie: Im Hinterzimmer sollen die führenden Köpfe der deutschen Medienbranche zusammen mit Kanzler Gerhard Schröder (SPD) und Breuer Anfang 2002 die Filetstücke von Kirchs überschuldeten Besitztümern, darunter die Fernsehsender ProSieben, Sat.1 und Premiere, aufgeteilt haben.

Dieses Gespräch fand am 27. Januar 2002 statt. Zwei Tage später befasste sich der Deutsche-Bank-Vorstand mit dem Fall Kirch, weitere fünf Tage später zweifelte Breuer in einem Fernsehinterview die Kreditwürdigkeit Kirchs an, bald danach brach dessen Imperium zusammen. „Der Rolf hat mich erschossen“, sagte Kirch einst dazu.

Dass Breuer mit diesem Interview seine Kompetenzen überschritten hat, ist inzwischen gerichtsfest. Zu klären ist, ob er dies mit Absicht und Vorsatz tat. Das Gericht kann sich zumindest vorstellen, dass Kirchs Einschätzung einer vorsätzlichen Schädigung richtig ist. Deshalb hatte es im März einen Vergleich vorgeschlagen, nach dem die Deutsche Bank 775 Millionen Euro an Kirch hätte zahlen sollen.

Das Kreditinstitut lehnte ab — Kirchs Anwalt Wolf-Rüdiger Bub glaubt, aus gutem Grund: Hätte die Deutsche Bank dem Vergleich zugestimmt, hätte sie wohl auch in den anderen von Kirch angestrengten Verfahren zahlen müssen. Dies würde sich auf fünf Milliarden Euro läppern.

Es geht also auch für die Verhältnisse der Deutschen Bank um viel Geld. Und entsprechend versuchten die aktuellen Topmanager, alle Zweifel an der Aufrichtigkeit des Instituts zu zerstreuen. Vor allem bestritten sie vehement, dass der Plan gewesen sei, nach der Pleite Kirchs ein Mandat als Berater zu erhalten und dann am Ausschlachten von dessen Konzern gut zu verdienen.

„Ich gebe auch offen zu, ich wollte kein Mandat von Herrn Kirch“, sagte Ackermann. Und nachdem Ackermann mit seinem Victory-Zeichen im Mannesmann-Prozess im Jahr 2002 zum Symbol für die Arroganz des Geldes geworden war, bemühten sich die Spitzenbanker gestern um einen möglichst demütig wirkenden Auftritt.

Ob dies für einen juristischen Sieg reicht, bleibt aber abzuwarten: Das OLG will das von Kirch behauptete Komplott nun ganz genau aufklären und unter anderem auch Altkanzler Schröder laden — der Termin für ein Urteil ist noch offen.