Rabattschlacht auf den Weltmeeren
Seit dem „Concordia“-Unglück ist Urlaub auf dem Ozean so preiswert wie nie zuvor.
Venedig. Als im Januar vor Giglio die „Costa Concordia“ auf Grund lief, versanken damit auch die Wachstumsphantasien einer ganzen Branche. Von Buchungsrückgängen um bis zu 80 Prozent berichtete zum Beispiel die Unglücksreederei Costa. Auch Konkurrent Royal Caribbean geriet in den Strudel.
Doch jetzt gibt sich Costa wieder optimistisch. „Wir liegen beim Buchungsvolumen auf dem Niveau des Vorjahres“, sagte Vorstandschef Pier Luigi Foschi am Samstag in Venedig bei der Taufe des neuen Costa-Schiffs „Fascinosa“. Howard Frank, Verantwortlicher für das Tagesgeschäft beim Mutterkonzern Carnival, sieht „Licht am Ende des Tunnels“.
Doch das Comeback ist teuer erkauft. 299 Euro für eine Woche Mittelmeer: Ein solcher Preis ist längst keine Seltenheit mehr. Zweistellig liege Costa unter dem Preisniveau des Vorjahres, sagte Frank kürzlich. „Der Fokus liegt beim Marketing derzeit ganz klar beim Preis.“ Auch andere Reedereien locken mit Sonderangeboten, um ihre Ozeanriesen vollzukriegen.
Angesichts des rasanten Flottenwachstums ist diese Strategie nicht verwunderlich. Allein die deutsche Reederei Aida, die ebenfalls zu Carnival gehört, plant bis 2016 vier neue Schiffe — mit der „Aidamar“ wird am kommenden Samstag eines davon getauft. Weltweit sind laut Kreuzfahrtstudie des Deutschen Reiseverbandes in den kommenden drei Jahren 17 neue Schiffe geplant. Bei Costa kommt nach der „Fascinosa“ 2014 ein neues Schiff dazu.
Foschi präsentierte in Venedig ein Maßnahmenbündel, wie er das Vertrauen der Kunden in Sachen Sicherheit wieder zurückgewinnen will. Dazu zählt unter anderem eine Stärkung der Kompetenzen der Offiziere im Verhältnis zum Kapitän. Sie sollen bei der Wahl der Route mitsprechen dürfen. Daneben wird ein Routen-Überwachungssystem installiert, das bei Abweichungen von der geplanten Strecke in der Costa-Zentrale Alarm schlägt.