Radikalkur: HP will PC-Geschäft abgeben
Anleger strafen die Pläne des deutschen Chefs Léo Apotheker drastisch ab.
Palo Alto. Der deutsche Hewlett-Packard-Chef Léo Apotheker hat mit seinen Umbauplänen für den weltgrößten PC-Hersteller einen dramatischen Kurssturz ausgelöst. Im frühen New Yorker Handel radierten die Anleger binnen einer Viertelstunde mehr als ein Fünftel des Firmenwerts aus.
Apotheker will sich vom PC-Geschäft trennen und steckt stattdessen Milliarden in den Kauf eines britischen Software-Spezialisten. Zugleich kapituliert Hewlett-Packard (HP) im Wettbewerb bei Smartphones und Tablet-Computern: Geräte mit dem eigenen mobilen Betriebssystem webOS werden nicht mehr produziert.
Für das PC-Geschäft werden nun alle Optionen inklusive einer völligen oder teilweisen Abspaltung oder eines Verkaufs geprüft, sagte Apotheker. Es geht dabei um den größten Geschäftsbereich von HP. Im vergangenen Quartal fuhr die Sparte mit 9,6 Milliarden Dollar fast ein Drittel der Konzernumsätze ein.
Apotheker untermauert die neue Strategie mit dem Kauf der Software-Firma Autonomy für mehr als zehn Milliarden Dollar. Sie spezialisiert sich auf Programme, mit denen große Unternehmen ihre Datenbestände besser im Griff behalten können.
HP hat zudem Probleme im Geschäft mit Privatkunden. Vor allem Apple macht dem weltgrößten PC-Bauer zu schaffen: Der Tablet-Computer iPad lockt Kunden von Notebooks weg. Das HP-Tablet TouchPad konnte sich nicht als Rivale etablieren — und wird jetzt nach weniger als zwei Monaten auf dem Markt keine weitere Chance mehr bekommen. Die web-OS-Geräte hätten interne Vorgaben und finanzielle Ziele verfehlt, erklärte HP.
Unter Apothekers Vorgänger Mark Hurd hatte HP noch große Pläne bei mobilen Geräten und kaufte dafür 2010 den Smartphone-Pionier Palm mitsamt webOS für 1,2 Milliarden Dollar. Zudem wurde viel Geld in die Entwicklung neuer Computer-Telefone und Tablets gesteckt.
Mit Kunden, die sich gerade erst die webOS-Geräte gekauft haben, will HP nun das Gespräch suchen.