Wohin geht die Reise an der Börse?
Die Prognosen für den Dax in diesem Jahr sind Makulatur. Experten erwarten weiter starke Schwankungen.
Frankfurt. „Quo vadis, Dax?“, wohin geht die Reise am Aktienmarkt? Diese bange Frage stellen sich derzeit viele Anleger. Wer glaubte, mit dem Kursrutsch nach Erdbeben, Tsunami und Atomkatastrophe in Japan im Frühjahr habe er das Schlimmste in diesem Jahr hinter sich, wurde in den vergangenen Wochen eines Besseren belehrt.
Der Leitindex brach wegen der Schuldenkrisen und Rezessionsängste seit Ende Juli um mehr als ein Viertel seines Werts ein. So niedrig stand er zuletzt im November 2009. Einen derart schlimmen Kurssturz hat es in der bisherigen Dax-Geschichte noch nie gegeben. Experten sind sich einig: Kurzfristig wird sich an den heftigen Schwankungen wenig ändern.
Auch die günstigen Bewertungen am deutschen Aktienmarkt, die vor dem Crash auf Raten gebetsmühlenartig wiederholt worden waren, taugen nicht mehr als Stimmungsaufheller. Sie beruhen auf den Gewinnschätzungen für die Unternehmen, die nun unter massivem Abwärtsdruck stehen. Aktuell sehen die Experten den Dax zum Jahresende im Schnitt bei 6360 Punkten, was deutlich unter der bisherigen Prognose von 7560 Punkten liegt und einem Jahresverlust von gut acht Prozent entspräche.
Die Hauptschuld für die jüngste Talfahrt geben die Analysten der Unfähigkeit der Regierungen in den USA und Europa, die ausufernden Staatsschulden in den Griff zu bekommen. Dazu macht sich die Angst breit, dass zu rigide Sparmaßnahmen das ohnehin schon lahmende Wirtschaftswachstum abwürgen.
Durch ihr wenig glückliches Agieren habe die Politik einen spürbaren Vertrauensverlust ausgelöst, „der die Gefahr verstärkt, dass aus einem normalen zyklischen Abschwung eine neue Rezession wird“, schreibt Chefökonom Carsten Klude von der Privatbank M.M. Warburg.
Es gibt aber auch die Hoffnung auf eine Besserung der Lage. „Wir gehen davon aus, dass die EU-Staaten alles daran setzen werden, die Schuldenkrise zu beheben“, schreibt Anlage-Fachmann Christian Heger vom Vermögensverwalter HSBC Global Asset Management.
Chefvolkswirt Ulrich Kater von der Deka Bank geht zwar davon aus, dass die nächsten Stimmungsindikatoren für die Konjunktur schlecht ausfallen und die Börsen bremsen dürften. Doch ab September sollte die Richtung der Entwicklung besser erkennbar werden. Kater setzt darauf, dass sich die Konjunktur weiter erholt, wenngleich etwas langsamer.