Weltweite Rezessionsängste: Börsen weiter im Sinkflug
Frankfurt/Tokio (dpa) - Die Talfahrt an den Börsen geht angesichts weltweiter Rezessionsängste weiter. Der Dax sank zum Wochenausklang in einem nervösen Handel zeitweise um mehr als vier Prozent auf 5345 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit November 2009.
Im Tagesverlauf verringerte der deutsche Leitindex dann aber seine Verluste und lag im elektronischen Handel zum Schluss bei 5480 Punkten - was einem Minus von 2,19 Prozent entsprach.
An der Wall Street eröffnete der Dow Jones Industrial mit einem Minus von fast einem Prozent, schwenkte dann aber leicht ins Plus. Echte Neuigkeiten zur Schuldenkrise oder der wirtschaftlichen Entwicklung - ob positiv oder negativ - gab es am Freitag für die Märkte zunächst nicht. Allerdings reagierte die US-amerikanische Börse auf den geplanten Radikalumbau beim Computerkonzern Hewlett-Packard mit Kursabschlägen von mehr als 20 Prozent.
Am Vortag war es an einem Schwarzen Donnerstag zu massiven Verlusten in den USA und Europa gekommen. Dies zog am Freitag auch die Märkte in Asien tief ins Minus. In Tokio verlor der Nikkei-Index für 225 führende Werte zum Handelsschluss 2,51 Prozent auf 8719 Zähler - das war der tiefste Stand seit Mitte März. Auch an anderen Börsen in Asien rutschten die Kurse ab.
Der Dax war am Donnerstag um 5,82 Prozent auf 5602,80 Punkte gesunken - das war der größte Tagesverlust in Prozent seit November 2008, dem Höhepunkt der Finanzkrise. Der Euro hatte ebenfalls deutlich an Wert verloren. Am Freitag erholte sich der Kurs der Gemeinschaftswährung aber wieder.
Die Konjunktur- und Bankensorgen seien dafür verantwortlich, dass Investoren ihre risikobehafteten Anlagen wie Aktien auf den Markt werfen, sagte Stratege Ben Potter von IG Markets. Das Kaufinteresse vom Wochenbeginn durch Schnäppchenjäger und Deckungskäufe sei wieder verschwunden. Das Minus der vergangenen sieben Tage lag im Dax bei satten 8,63 Prozent. Für die neue Woche zeigten sich Analysten ebenfalls überwiegend skeptisch.
An der Wall Street hatte der Dow Jones Industrial am Donnerstag um 3,68 Prozent tiefer bei 10 990,58 Punkten geschlossen. Neben den Sorgen vor einem langsameren Wirtschaftswachstum belasteten Spekulationen um die Finanzstärke europäischer Banken die Märkte. Zudem brach ein wichtiger Konjunkturindikator im August regelrecht ein.
Schon Ende Juli und Anfang August hatte eine schwarze Serie die internationalen Börsen in die Tiefe gerissen. Die Dimension der Kurseinbrüche hat mittlerweile das Niveau vom Herbst 2008 erreicht - also der Zeit nach der Pleite von Lehman Brothers, die das Finanzsystem ins Wanken brachte. Seit Anfang August verlor der Dax bisher gut 20 Prozent.
In Tokio verloren am Freitag vor allem exportorientierte Werte wegen des starken Yen, der Ausfuhren verteuert. In dieser Woche sank der Nikkei aber insgesamt nur um 2,73 Prozent. Der EuroStoxx 50 fiel um 2,15 Prozent auf 2159 Punkte. Auch die Börsen in Paris und London gingen mit Verlusten aus dem Handel.
Die Kursturbulenzen an den internationalen Finanzmärkten trieben den Goldpreis weiter an. Er stieg am Freitag erstmals über die Marke von 1850 Dollar und damit auf ein neues Rekordhoch. Allein in der laufenden Woche legte Gold um gut 110 Dollar oder rund sechs Prozent zu. Gold gilt als Krisen- und Inflationsschutz, was jedoch nicht bedeutet, dass der Goldkurs automatisch weiter steigt.