Radikalschnitt bei Eon: Arbeitsplatzabbau übertrifft schlimmste Erwartungen
An drei Standorten gibt es einen Kahlschlag. In Essen wird die Ruhrgas aufgelöst, andere Töchter ziehen aber ein.
Düsseldorf. Der seit dem Sommer häppchenweise angekündigte Arbeitsplatzabbau beim Düsseldorfer Energieriesen Eon übertrifft für viele Standorte die schlimmsten Erwartungen. Die weltweit genannte Bandbreite von 9000 bis 11 000 von 79 000 Jobs werde bis „ans obere Ende“ ausgereizt, heißt es in einer Mitteilung. In Deutschland werden etwa 6500 Stellen wegfallen. Auf eine genaue Zahl ließ sich Personalvorstand Bernhard Reutersberg nicht festlegen.
Das Effizienzsteigerungsprogramm Eon 2.0 hatte Vorstandschef Johannes Teyssen erfunden, nachdem ihm klar wurde, dass die Gewinne künftig nicht mehr so wie bisher sprudeln werden. Der überraschende Atomausstieg hat die Abbaupläne noch beschleunigt. Bis 2015 will Eon die variablen Kosten um 1,5 Milliarden auf jährlich 9,5 Milliarden Euro verringern. Reutersberg hofft beim Abbau zwar auf einvernehmliche Lösungen mit den Arbeitnehmervertretern, schließt aber betriebsbedingte Kündigungen weiterhin nicht aus.
Nach den am Dienstag konkretisierten Zahlen für die betroffenen vier deutschen Standorte müssen alle — bis auf Essen — mit großen Einschnitten rechnen. In München und Hannover fallen jeweils bis zu 1500 Stellen weg, am Konzernsitz Düsseldorf wird die Belegschaft von 2600 auf 1300 halbiert. Dabei ist die Verschlankung der Konzernleitung, wie angekündigt von bisher 850 auf 400 Mitarbeiter, bereits berücksichtigt.
Hinter den nackten Zahlen verbergen sich aber große Umwälzungen. Das Deutschlandgeschäft, bisher seit der Fusion von Veba und Viag vor elf Jahren in München beheimatet, soll als neue Einheit künftig in Essen angesiedelt werden, heißt es in der Mitteilung. Die Konzerntochter Eon Energie wird aufgelöst. In München verbleiben von heute 2500 Büroarbeitsplätzen am Ende 1000. Personal-Zusagen an die bayerische Politik aus Fusionszeiten soll es angeblich nicht mehr geben.
Die bisherige Essener Tochter Eon Ruhrgas wird ebenfalls aufgelöst und im Energiehandel in Düsseldorf zusammengeführt und integriert. Über andere ausgelagerte Konzerntöchter soll das neue Gebäude in Essen aber auf mindestens 1500 Büroarbeitsplätze aufgefüllt werden. Unklar ist noch, ob die Sparte erneuerbare Energien nach Essen zieht.
In Hannover werden sechs von acht Standorten geschlossen. Die Verwaltung fällt weg. Die Kraftwerkssteuerung für Deutschland bleibe aber erhalten, sagte Reutersberg. Er rechne künftig mit etwa verbleibenden 1500 Arbeitsplätzen in Hannover.