Riesenbetrug: Manager bestreitet Vorwürfe

Würzburg (dpa) - Von den kriminellen Machenschaften des mutmaßlichen Millionenbetrügers Helmut Kiener will einer seiner möglichen Komplizen nichts gewusst haben. „Niemals habe ich mich wissentlich an einem Betrugssystem beteiligt“, sagte der Verteidiger des 43-Jährigen für seinen Mandanten am Mittwoch vor dem Landgericht Würzburg.

„Ich habe dem Mitangeklagten Kiener stets vertraut.“ Der Mann muss sich seit dem 2. März zusammen mit dem 51-jährigen Kiener in einem der größten Fälle von Anlagebetrug in Deutschland vor der Kammer verantworten. Beide sollen fast 5000 Privatanleger und Banken um 345 Millionen Euro gebracht haben.

Dem 43-Jährigen wird Beihilfe zum Betrug in 2 Fällen vorgeworfen. Er bestreitet das, sieht sich sogar als Opfer, sollten sich die Vorwürfe gegen Kiener bestätigen. Dem Manager aus Aschaffenburg legt die Staatsanwaltschaft Betrug in 35 Fällen, Urkundenfälschung in 86 Fällen sowie Steuerhinterziehung in 5 Fällen zur Last.

Wie der 43 Jahre alte Angeklagte am zweiten Verhandlungstag über seinen Verteidiger schildern ließ, kümmerte er sich für Kiener jahrelang um die Buchhaltung, verschickte Rechnungen, erledigte den Schriftverkehr mit den Anlegern und veranlasste Zahlungen. Dass der Hauptangeklagte Kiener angeblich mit seinen K1-Fonds ein riesiges Schnellballsystem aufgebaut hat, habe er nicht gewusst, ebensowenig von gefälschten Konto- und Depotauszügen. „Für mich war nicht erkennbar, dass die echten Auszüge irgendwann durch gefälschte ausgetauscht wurden“, erklärte er über seinen Anwalt. „Ich bin jederzeit von der Echtheit der Dokumente ausgegangen.“

Die Staatsanwaltschaft wirft Kiener vor, die Renditen seiner K1 Fonds in Prospekten übertrieben dargestellt zu haben, um immer mehr Anleger zu gewinnen. Die in der Karibik registrierten Fonds schrieben Millionenverluste. Auch soll Kiener unwahre Angaben über die Anlagestrategie der riskanten Finanzprodukte gemacht haben. Fast 5000 Anleger und Geldhäuser wie die Barclays Capital Bank und die BNP Paribas investierten seit den 90er Jahren ihr Geld in die Fonds. Kiener kaufte sich davon laut Anklage Flugzeuge und Villen.

Irgendwann funktionierte das Schneeballsystem nicht mehr, die Auszahlung des angeblichen Gewinns nur durch das Geld neuer Kunden war nicht mehr möglich. Die Machenschaften flogen auf, Kiener kam im Oktober 2009 in Untersuchungshaft. Heute sollen die Fonds nahezu mittellos sein, das Geld der Anleger ist vermutlich weg. Der Prozess soll am nächsten Dienstag (29. März) fortgesetzt werden. Kiener hat sich bisher noch nicht zu den Vorwürfen geäußert.