Ritter siegt im Aromastreit

Die Stiftung Warentest darf das Vanillearoma in der Voll-Nuss-Schokolade nicht mehr als künstlich bezeichnen.

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München. Der Streit zwischen dem Schokoladenhersteller Ritter Sport und der Stiftung Warentest wird von vielen Firmen aufmerksam verfolgt. Auf den ersten Blick geht es zwar nur um einen Tropfen Vanillearoma in einer Nuss-Schokolade von Ritter Sport — und um die Frage, ob dieses künstlich oder chemisch ist. Dahinter aber steckt viel mehr.

Für Ritter Sport hat sich die Auseinandersetzung mit der mächtigen Verbraucherschutzorganisation erst mal gelohnt: Das Landgericht München verbot der Stiftung Warentest unter Androhung einer Strafe von 250 000 Euro die kritische Bewertung einer Vollmilch-Nuss-Schokolade. In der Urteilsbegründung äußerte das Gericht Zweifel daran, dass der Test fair abgelaufen sei. Die Note fünf im Zeugnis wurde wegradiert.

Ein solcher Erfolg gegen die Stiftung Warentest ist aber die Ausnahme. Seit 50 Jahren zittern die Hersteller von Kindersitzen, Sonnencremes oder Fahrradhelmen vor der Stiftung Warentest wie die Autofahrer vor dem Tüv. Anders als beim Tüv ist das Nachbessern von Fehlern bei einem vernichtenden Urteil der Stiftung Warentest aber schwierig. Der Imageschaden ist sofort da und bleibt lange bestehen, auch wenn das Produkt überarbeitet wird.

Auf einen Gerichtsstreit mit der Stiftung Warentest lassen sich aber die wenigsten Firmen ein. Durchschnittlich ziehen laut Stiftung Warentest nur vier bis fünf Firmen pro Jahr vor Gericht — bei 2000 getesteten Produkten ist das ziemlich wenig. „Wir mussten noch nie Schadenersatz zahlen“, sagt eine Sprecherin.

Ob das so bleibt? Mit ihrem Schoko-Test einen Monat vor Weihnachten hatte die Stiftung Warentest am Firmensitz von Ritter Sport in Waldenbuch für ein kleines Erdbeben gesorgt. In der Voll-Nuss-Schokolade hatten die Prüfer das Vanillearoma Piperonal gefunden und dem Hersteller vorgeworfen, die Kunden in die Irre zu führen. Denn Ritter Sport wirbt seit Jahren damit, nur natürliche Aromen zu verwenden und kennzeichnet auch seine Tafeln so. Andere Schokoladen-Hersteller verwenden dagegen das künstliche Aroma Vanillin.

Auch Piperonal werde künstlich hergestellt, urteilte die Stiftung Warentest. Firmenchef Alfred Ritter wies dies mit Empörung zurück und zog gegen die Stiftung Warentest vor Gericht. Piperonal komme unter anderem in Pfeffer und Dill vor und sei natürlich, beharrte Ritter Sport und verwies auf die Garantieerklärung des Herstellers Symrise, der das Aroma an Ritter liefert.

Bei Ritter Sport herrscht Erleichterung. „Die Entscheidung des Landgerichts hat wie erhofft für Verbrauchersicherheit gesorgt, die in den vergangenen Wochen durch das Vorgehen der Stiftung Warentest erheblich beeinträchtigt war“, sagte Inhaber Alfred Ritter in Waldenbuch, wo das Unternehmen täglich 2,5 Millionen Tafeln Schokolade produziert. Ausgestanden ist der Streit aber noch lange nicht: Die Stiftung Warentest will Berufung einlegen.