Rückschlag für Expansionspläne von RWE und Eon

Essen/Düsseldorf/Lissabon (dpa) - Die Energieriesen RWE und Eon haben beim Konzernumbau empfindliche Rückschläge erlitten. Bei RWE ist die Kraftwerksehe mit Gazprom geplatzt, Eon zog im Ringen um den Einstieg in Portugal den Kürzeren.

Gazprom und RWE wollten gemeinsam Kraftwerke in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden bauen und betreiben. „Wir haben sehr konstruktive Gespräche geführt. Bedauerlicherweise konnten wir uns dennoch nicht auf einen für beide Seiten tragfähigen Rahmen für eine Zusammenarbeit einigen“, sagte RWE-Chef Jürgen Großmann. Die Russen hätten für Gaskraftwerke den Brennstoff zu günstigen Konditionen liefern können. Die Kooperation war von RWE-Seite als großer Baustein im Konzept gedacht, sich für die Zukunft stabiler aufzustellen. Dieser Baustein bricht nun weg.

RWE hatte sich von der Zusammenarbeit mit Gazprom auch Erleichterungen bei den bestehenden Gas-Lieferverträgen erhofft. Denn der Konzern schreibt im Gasgeschäft hohe Verluste, weil die Preise im langfristigen Kontrakt mit Gazprom höher liegen als am sogenannten Spotmarkt. An der Mittelfristplanung und auch den Investitionen ändere sich aber nichts, sagte eine RWE-Sprecherin. Dazu passt es, dass RWE eine Kapitalerhöhung über 2,1 Milliarden Euro abschließen konnte.

Eon scheiterte im Rennen um einen Einstieg beim portugiesischen Stromriesen EDP am chinesischen Wasserkraft-Erzeuger Three Gorges. Die Chinesen werden mit einem Kapitalanteil von 21,35 Prozent in Zukunft Hauptaktionär von EDP. Mit rund 2,7 Milliarden Euro hatten sie das höchste Gebot abgegeben.

Die Eon-Offerte lag nach Berichten von portugiesischen Fachmedien um rund 200 Millionen Euro niedriger. Nach Informationen führender Wirtschaftsblätter wie „Financial Times“ hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem Treffen mit dem portugiesischen Regierungschef Pedro Passos Coelho für die Eon-Offerte geworben.

Eon-Chef Johannes Teyssen bedauerte die Entscheidung. „Eine Beteiligung von E.ON an EDP wäre für beide Unternehmen sinnvoll gewesen“, teilte Teyssen mit. „Dabei sind wir aber bei unserem Grundsatz geblieben, nicht mehr zu bieten als nach unserer Analyse marktgerecht und wertschaffend wäre.“ Eon wolle nach der Entscheidung noch intensiver an der Umsetzung der Strategie arbeiten, sagte Teyssen weiter. Dabei liege der Schwerpunkt auf der Profitabilität des Unternehmens, auf Investitionen in neue Geschäftsfelder und in ausgewählte Wachstumsmärkte, vor allem in Erneuerbare Energien.

Nach der Atomwende hatte Eon den Umbau des Konzerns vorangetrieben. Dazu gehören auch rigide Sparpläne und Stellenabbau, milliardenschwere Abschreibungen, Verkäufe und Übernahmen. Auch bei RWE läuft ein großes Umbauprogramm. Für elf Milliarden Euro will der Konzern bis Ende 2013 Firmenteile verkaufen.

Unter Druck gesetzt werden die Energieriesen Eon und RWE auch von den kommunalen Stadtwerken. Sie wollen durch Milliardeninvestitionen in den kommenden 10 bis 15 Jahren ihren Anteil an der Stromerzeugung von derzeit 10 Prozent auf 25 Prozent steigern, wie der Hauptgeschäftsführer des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU), Hans-Joachim Reck, in der „Süddeutschen Zeitung“ (Donnerstag) ankündigte.