Meinung Ryanair im Anflug

Aggressive Werbung, effiziente Strukturen, niedrige Preise — dafür steht der irische Billigflieger Ryanair. Das Unternehmen betreibt eine einheitliche, junge Flotte von Flugzeugen des Typs Boeing 737-800. Das spart Wartungspersonal und Pilotenschulungen.

Foto: Nele Eckers

Die Planung wird einfacher, da die Maschinen beliebig austauschbar sind. Um eine schnelle Reinigung zu ermöglichen, sind die Sitze mit wischfestem Kunstleder bezogen. Dass die Flotte enger als bei der Konkurrenz bestuhlt ist, versteht sich von selbst. Dass das Personal weniger als anderswo üblich verdient, ebenso. Auf diese Weise ist Ryanair zum Riesen am Himmel aufgestiegen, bei den Passagierzahlen zur fünftgrößten Airline der Welt.

Wenn die Iren ankündigen, ihren Marktanteil in Deutschland von fünf auf 20 Prozent steigern zu wollen, sollten die übrigen Airlines das sehr ernst nehmen. Das gilt vor allem für Air Berlin. Das Unternehmen fliegt seit Jahren mit Verlust. Eine Strategie, die das Überleben sichert, ist nicht zu erkennen. Warm anziehen muss sich aber auch die Lufthansa. Die deutsche Vorzeige-Airline setzt mit der Tochter Eurowings ebenfalls auf Billigflüge. Noch hakt es aber bei der Umsetzung. Streiks der Piloten und vermutlich bald auch der Flugbegleiter lähmen das Unternehmen. Bislang ist es Vorstandschef Carsten Spohr nicht gelungen, die Mitarbeiter vom neuen Kurs zu überzeugen.
Lange wird es nicht mehr dauern, dann startet Ryanair nicht mehr nur an Regionalflughäfen, sondern auch in Düsseldorf oder München. Ob Weeze, das zu 90 Prozent von den Iren lebt, dann zittern muss, ist wenig wahrscheinlich. Vermutlich gelingt es dem Unternehmen, beide Standorte rentabel zu betreiben.