Fliegen Ryanair will deutschen Markt aufmischen

Der irische Billigflieger möchte den Marktanteil hierzulande von fünf auf 20 Prozent erhöhen. Gespräche über Starts ab Düsseldorf laufen.

Ryanair will expandieren.

Foto: Knappe,Jörg (knap)

Düsseldorf. Der irische Billigflieger Ryanair verfolgt in Deutschland extrem ehrgeizige Ziele. „Wir werden unseren Marktanteil in den kommenden Jahren vervierfachen — von fünf auf 20 Prozent“, sagt Tim Howe Schröder, Marketingchef von Ryanair für Deutschland, Österreich und der Schweiz. Deutschland sei die Heimat der Tiefpreis-Einzelhändler Aldi und Lidl. „Es ist an der Zeit, dass das Land auch die Heimat der Tiefpreis-Tickets wird.“

Um so stark wachsen zu können, muss das Unternehmen allerdings seine Strategie ändern. Es reicht dann nicht mehr, Urlauber nur an abgelegenen Airports wie Weeze am Niederrhein oder Hahn im Hunsrück in die Maschinen zu holen. Ryanair ist gezwungen, auch Geschäftskunden attraktive Angebote zu machen. Dies kann allerdings nur gelingen, wenn die Flugzeuge der Iren auch in Düsseldorf oder München starten. „Wir sind mit vielen Airlines im Gespräch — so auch mit der Ryanair“, bestätigt Christian Hinkel vom Düsseldorfer Flughafen. Eine konkrete Vereinbarung gebe es aber nicht.Laut Hinkel wäre es falsch, wenn sich der Flughafen Düsseldorf dem Billigflug-Segment dauerhaft verschließen würde. „Auf der anderen Seite ist es aber in keinem Fall unser Ziel, ein ,Low-Cost-Airport’ zu werden oder uns auf dieses Segment zu konzentrieren“, so Hinkel.

Basis der Gespräche mit den Airlines sei die Entgeltordnung. Das heißt: Sonderkonditionen für Ryanair wird es nicht geben. Die sonst übliche Praxis der Iren, den kleinen Airports in strukturschwachen Regionen die Bedingungen zu diktieren, lässt sich in Düsseldorf oder München nicht umsetzen. Nach Angaben von Hinkel gibt es in der NRW-Landeshauptstadt vereinzelt noch freie Zeitfenster für Starts und Landungen. In den Spitzenstunden tagsüber sei die Nachfrage der Airlines aber deutlich größer als die verfügbare Kapazität.

Geschäftsmodell „Niedrigste Preise, keine Extras“ funktioniert

Die Erfolgsgeschichte von Ryanair in Deutschland begann 1999 auf dem ehemaligen Militärflughafen in Hahn (Rheinland-Pfalz), 125 Kilometer vom Airport Frankfurt/Main entfernt. Inzwischen sind die Iren unter anderem auch in Köln/Bonn, Dortmund, Stuttgart und Berlin vertreten. Das Geschäftsmodell „Niedrigste Preise, keine Extras“ funktioniert offensichtlich. Im vergangenen Jahr beförderte das Unternehmen rund 90 Millionen Passagiere, 30 Millionen mehr als die Lufthansa. In diesem Jahr sollen es 104 Millionen Passagiere werden. Ryanair rechnet dabei mit einem Überschuss von 940 bis 970 Millionen Euro.

In Irland, Italien und Spanien ist das Unternehmen bereits Marktführer. Jetzt bläst Ryanair-Chef Michael O’Leary zum Angriff auf Lufthansa und Air Berlin, die hierzulande den Ton angeben. Beide Konkurrenten sind angeschlagen: Air Berlin fliegt mit Verlusten, Lufthansa kommt mit den Programmen zur Kostensenkung nicht recht voran. Weltweit will Ryanair die Zahl der Passagiere bis 2024 auf rund 160 Millionen erhöhen. Zu diesem Zweck wurden 380 neue Flugzeuge bestellt. Die Iren tauschen alte Maschinen schneller als andere Airlines gegen neue aus, um auf diese Weise Wartungskosten zu sparen. Das Unternehmen bedient derzeit täglich mehr als 1600 Strecken in 31 Ländern und fliegt dabei 195 verschiedene Flughäfen an. Zum Einsatz kommen mehr als 300 Maschinen vom Typ Boeing 737-800. Ryanair beschäftigt etwa 9500 Mitarbeiter.