Saab-Rettung in letzter Minute
Chinesen steigen beim insolventen Hersteller ein. Banken müssen noch zustimmen.
Kopenhagen/Stockholm. Zwei Käufer aus China und eine Einigung in allerletzter Minute bewahren den schwedischen Autohersteller Saab vor der drohenden Pleite. Wie Saabs mittelloser bisheriger Eigner Swedish Automobile N.L. (Swan) am Freitag mitteilte, wollen der Pekinger Autohersteller Youngman (60 Prozent) und das Großhandelsunternehmen Pang Da (40 Prozent) alle Anteile an Saab für 100 Millionen Euro übernehmen.
Damit stehe eine „sehr, sehr positive Zukunft auf dem größten Automarkt der Welt“ bevor, freute sich der niederländische Saab-Chef Victor Muller. Deutschlandchef Jan Philipp Schuhmacher sagte gegenüber der „Leipziger Volkszeitung“: „Das ist eine sehr große Chance für die Marke.“ Er hoffe auf eine Wiederaufnahme der Auslieferungen im ersten Quartal 2012. Sie waren gestoppt worden, weil die Bänder im Stammwerk Trollhättan schon seit April aus Geldmangel stillstehen.
Doch bei all der Erleichterung gilt: Ob die 3500 Beschäftigten im westschwedischen Trollhättan demnächst tatsächlich ihre hochwertigen und nicht ganz billigen Autos wieder fertigen können, ist lange nicht sicher. Neben General Motors als Ex-Eigner müssen auch noch chinesische und schwedische Behörden sowie die Europäische Investitionsbank (EIB) grünes Licht geben. Bis dahin ist die Übernahme aus China nur eine Absichtserklärung.
Dass ausgerechnet Muller am Freitag die „nun endgültig gelungene Rettung“ vor Journalisten feierte, während sich die künftigen Alleineigner weder in Schweden noch daheim in China über ihre Pläne äußerten, mutete seltsam an.
Der bisherige Saab-Eigner Swan (Swedish Automobile N.L.)
hatte nach fast sieben Monaten Produktionsstillstand in Trollhättan noch nicht mal Mittel, um eine Woche Restlöhne und -gehälter auszuzahlen. Nur knapp mehr als 10 000 Autos sind dieses Jahr vom Band gelaufen, weil niemand die Zulieferer bezahlen konnte. Mehrfach von Muller verkündete und dann gescheiterte „Partnerschaften“ haben nichts an gähnend leeren Kassen, Stillstand der Produktion und rapidem Vertrauensverlust bei der Kundschaft geändert.
Schwedens Regierung hielt sich mit Bürgschaften und anderen Hilfen betont zurück, weil Stockholm die Überlebenschancen des Nischen-Herstellers als eher gering einstuft.
Nun kommt aber doch ein neuer Anlauf mit fernöstlicher Hilfe, den die um mehr als 10 000 Jobs in Schweden bangenden Gewerkschaften ohne Einschränkung begrüßt haben. Viel skeptischer äußerten sich unabhängige Beobachter.