Schuldenkrise: Europa hofft auf China
Das „Reich der Mitte“ verfügt über gigantische Devisenreserven.
Peking. Die Eurozone braucht dringend Investoren, China hat Geld. Was liegt da näher, als in Peking um frisches Kapital zu bitten? Genau dies macht die EU. Die Chinesen aber zögern noch.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft verfügt zwar über die weltgrößten Devisenreserven, will aber nicht als „weißer Ritter“ auftreten. „Es steht außer Frage, dass sich Europa selbst retten kann“, sagte Vize-Außenministerin Fu Ying am Freitag vor Journalisten in Peking, die sich Antworten auf die Frage erhofften, ob und wie stark China den bedrängten Europäern hilft. „Wer könnte Europa überhaupt retten?“, fragte Fu Ying.
Die Krise geht auch für China ans Eingemachte. Immerhin ist Europa der größte chinesische Ausfuhrmarkt und eine wichtige Quelle für den Technologietransfer. „Wir sind ziemlich besorgt“, räumte Fu Ying ein. Bei der Aussicht auf eine Pleite Griechenlands fürchtete China vor allem eine Kettenreaktion anderer schuldengeplagter Länder. Eine Rezession in Europa würde die chinesische Exportindustrie stark treffen.
So lässt der Durchbruch auch China aufatmen. Man hoffe, dass das Paket das Vertrauen auf den Finanzmärkten wiederherstellen könne, so Fu Ying. Zunächst will China aber die Details studieren, bevor es weitere Milliarden investiert. China ist schon heute ein wichtiger Investor in EFSF-Anleihen.
Die kommunistische Führung will sich auch nicht den Vorwurf im Volk einhandeln, die Milliarden aus den Exportüberschüssen zu verschleudern. Wegen der US-Schuldenkrise und der Dollar-Schwäche hagelte es schon Kritik, dass zu viel Geld in den USA angelegt werde. „Und wer rettet mich“, fragt so mancher Chinese sofort, wenn die Diskussion über Chinas potenzielle Rolle als Retter Europas aufkommt.
Es wird spekuliert, dass China sich von Milliardenhilfen politische Zugeständnisse erhofft. Als ein Symbol gilt der Status als Marktwirtschaft, der den Chinesen vorenthalten wird. Einige Politiker in Europa bringen bereits ein Tauschgeschäft „Marktwirtschaftsstatus für Milliardenhilfe“ ins Gespräch. China dementiert, dass die Einstufung als Marktwirtschaft eine Bedingung für seine „helfende Hand“ ist. Aber für Regierungschef Wen Jiabao ist es eine Frage, „wie ein Freund einen anderen Freund behandelt“.