Salzgitter: Rohstoffpreise halten Stahlbranche 2013 unter Druck
Salzgitter (dpa) - Die hohen Rohstoffpreise dürften Deutschlands Stahlbranche auch 2013 vor enorme Risiken stellen. „Die sich ständig ändernden Bedingungen machen ein völlig anderes Management nötig“, sagte der Salzgitter-AG-Sprecher Bernhard Kleinermann.
Es werde immer schwieriger, die Balance zwischen einer möglichst schlanken Lagerhaltung und plötzlichen Nachfrageschüben zu halten, so Kleinermann. „Bei diesen Schwankungen der Preise auf dem Rohstoff-Weltmarkt kommt man mit der Gestaltung der eigenen Absatzpreise manchmal kaum noch hinterher.“
Die Niedersachsen stellen sich sowohl beim Eisenerz als auch bei Stahlschrott und Kokskohle auf weitere Zuwächse ein. Nach einer kurzen Entspannung im September - die Experten des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) berichteten damals von einem Abflauen der Eisenerz-Weltmarktpreise um 7,8 Prozent - stiegen die Einkaufskosten wieder merklich.
„Die Schwäche des Stahlmarkts ist ein Europa-bezogenes Phänomen“, betonte Kleinermann. Während der sinkende Bedarf an Baustahl in Spanien nach dem Platzen der Immobilienblase zu einem Überangebot führe, fachten die China-Nachfrage und Spekulation mit mineralischen Rohstoffen die Preisentwicklung an - eine Gratwanderung auch für Salzgitter. „Hinzu kommen Einflüsse von Drittländern wie der Türkei, die mal viel bestellen, mal die Läger voll halten.“ Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) kritisiert, dass besonders China und Russland zudem durch Exportzölle den Wettbewerb verzerren.
Die Riesenfusion zwischen dem Bergbaukonzern Xstrata und dem Rohstoffhändler Glencore werde dagegen keine großen Auswirkungen auf die Preise für Grundgüter in der Stahlproduktion haben, vermuten die Salzgitteraner: „Das spielt 2013 wohl nicht die große Rolle.“
Zuletzt hatten die Töchter Peiner Träger, Ilsenburger Grobblech und Salzgitter Flachstahl Erhöhungen angekündigt - auch mit Verweis auf die unberechenbaren Rohstoffmärkte. Unabhängig davon dürfte es bei Metallen, die in weniger großen Mengen bestellt werden, Probleme durch Spekulation geben, schätzt die Konzernmutter. „Wir haben das zum Beispiel beim Zink gesehen.“ Manche Händler und Banken kauften Bestände auf und lagerten sie ein, um sie in Phasen der Knappheit gewinnbringend zu verkaufen. Die Krise der Stahlbranche hatte Salzgitter im dritten Quartal 2013 in der Verlustzone gehalten.