SAP-Rivale Oracle tritt auf der Stelle
Redwood Shores (dpa) - Der SAP-Rivale Oracle schafft es derzeit nicht, sein Geschäft wieder in Schwung zu bringen.
Der Umsatz stagnierte in dem Ende Mai abgeschlossenen vierten Geschäftsquartal im Jahresvergleich bei 11 Milliarden Dollar (8,3 Mrd Euro).
Dabei war der von Milliardär Larry Ellison gelenkte Konzern früher rasant gewachsen. Jedoch macht das zugekaufte Geschäft mit leistungsstarken Firmenrechnern schon seit einiger Zeit Probleme. Auch im Gesamtjahr kam Oracle nicht vom Fleck.
Dank Kosteneinsparungen gelang es Oracle allerdings, seinen Gewinn im Schlussquartal um 10 Prozent auf 3,8 Milliarden Dollar zu steigern, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Das reichte allerdings nicht, um die Anleger zu überzeugen.
Die Aktie fiel nachbörslich um mehr als 8 Prozent. Dabei überschüttete Oracle seine Anteilseigner mit Geschenken: Das Management will eigene Aktien für bis zu 12 Milliarden Dollar zurückkaufen und verdoppelte die Dividende.
Die Zahlen sind vor allem deshalb enttäuschend, weil es SAP gelungen war, bis zuletzt zu wachsen. Die beiden Unternehmen stehen in einem aggressiven Wettbewerb. Der deutsche Konzern ist Weltmarktführer für Unternehmenssoftware. Damit regeln Firmen etwa die Buchhaltung oder die Kundenverwaltung. Oracle ist führend bei Datenbanken.
Durch Zukäufe ist das US-Unternehmen aber immer mehr in das angestammte Feld von SAP vorgestoßen. Das hat die Fronten verhärtet. Rechtsstreitigkeiten taten ihr übriges.
Immerhin konnte Oracle wieder mehr Software- und Cloud-Lizenzen verkaufen. Dies ist ein wichtiger Anhaltspunkt für künftiges Wachstum, besonders die Cloud-Dienste gewinnen an Bedeutung.
Hier laufen Software und Daten direkt im Netz statt auf dem Rechner am Schreibtisch. Oracle versucht, auf dieser Welle auch mit Milliarden-Zukäufen zu reiten. Auch SAP hat kräftig in das Geschäft investiert.
Ellison kündigte zugleich eine Antwort auf die HANA-Technologie von SAP an, mit der die Berechnungen bei Software-Prozessen in Unternehmen drastisch beschleunigt werden.
Die Oracle-Datenbank mit der Bezeichnung 12.1c solle zudem mit passender Hardware gekoppelt werden. Allerdings steht Oracle erst kurz davor, die erste Version des Produkts, 12c, zu starten.
In der Hardware-Sparte, die Oracle seit der Übernahme des Server-Spezialisten Sun Microsystems hat, fielen die Verkäufe im vergangenen Quartal um etwa ein Zehntel. Allerdings stieg der Verkauf der neuen Exadata-Linie um 45 Prozent, wie Oracle betonte.
Das angestammte Software-Geschäft legte leicht zu.
Für eine Überraschung sorgte der Konzern mit der Ankündigung, den Börsenplatz zu wechseln. Statt an der rein elektronischen Technologiebörse Nasdaq sollen die Aktien ab dem 15. Juli an der altehrwürdigen New York Stock Exchange gehandelt werden, deren Handelssaal an der Wall Street liegt.