Prognose gesenkt Schatten über Fiat Chrysler: Ex-Chef Marchionne tot

Turin/Auburn Hills (dpa) - Sergio Marchionne, einer der bekanntesten Spitzenmanager Italiens, ist tot. Ausgerechnet am Mittwoch, als Fiat Chrysler den Tod des langjährigen Konzernlenkers bekanntgab, legte der italienisch-amerikanische Autobauer enttäuschende Zahlen vor.

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Bereits am Samstag hatte Fiat Chrysler Automobiles (FCA) erklärt, der 66-Jährige müsse den Posten des Vorstandschefs aus gesundheitlichen Gründen abgeben. Nach Komplikationen bei einer Operation in Zürich hatte sich sein Zustand so stark verschlechtert, dass Marchionne auch seine Arbeit als Präsident und Vorstandschef der Tochter Ferrari nicht wieder aufnehmen konnte. Der Tod des gebürtigen Italieners mit kanadischem Pass wird von vielen Menschen in Italien als das Ende einer Ära gesehen.

„Leider ist das, was wir befürchtet haben, eingetreten. Sergio Marchionne, ein Mann und Freund, ist fort“, sagte Fiat- und Ferrari-Präsident John Elkann laut einer Mitteilung. Italiens Staatspräsident Sergio Mattarella würdigte Marchionne als Visionär, der eine wichtige Seite der Geschichte der Industrie des Landes geschrieben, nie Konflikte gescheut und nie aufgehört habe, für seine Pläne zu kämpfen.

In den Ferrari-Werken von Maranello und Fiorano wurden der Nachrichtenagentur Ansa zufolge Flaggen auf Halbmast gesetzt. Im Fiat-Werk in Pomigliano bei Neapel stellten die Beschäftigten zehn Minuten lang ihre Arbeit ein.

Marchionne hatte kurz vor seinem Tod das langersehnte Ziel der Schuldenfreiheit für FCA erreicht. Allerdings entwickelt sich der Absatz des Konzerns enttäuschend. Die Jahresprognosen wurden nun unter anderem wegen Problemen mit chinesischen Importzöllen gekappt. Die Aktie sackte in Mailand zu Börsenschluss um über 15 Prozent ab.

Im Gesamtjahr rechnet das Unternehmen beim um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) jetzt nur noch mit einem Wert von 7,5 bis 8 Milliarden Euro. Geplant waren mindestens 8,7 Milliarden Euro. Auch beim Umsatz ist Fiat Chrysler vorsichtiger. Dieser dürfte nun zwischen 115 und 118 Milliarden Euro landen, nach zuvor anvisierten rund 125 Milliarden Euro.

Im zweiten Quartal kletterte der Umsatz insgesamt um 4 Prozent auf 29 Milliarden Euro, das operative Ergebnis fiel hingegen um 11 Prozent auf 1,66 Milliarden Euro. Unter dem Strich rutschte der Gewinn um gut ein Drittel auf 754 Millionen Euro ab.

In einer Telefonkonferenz mit Investoren und Journalisten mit dem neuen FCA-Chef und früheren Spitzenmann der US-Geländewagen-Tochter Jeep, Mike Manley, gab es am Mittwoch eine Schweigeminute. „Es gibt keinen Zweifel, dass Sergio ein sehr besonderer Mann war. Es ist eine sehr traurige und schwierige Zeit“, sagte Manley.

Bei den Gewerkschaften und in der Formel 1 war Marchionne als harter, kompromissloser Verhandlungspartner bekannt - und nicht unumstritten. Der Jurist und Wirtschaftsprüfer war 2004 an die Fiat-Spitze gerückt, als das Turiner Unternehmen kurz vor der Pleite stand. Zehn Jahre später fädelte er die Übernahme des ebenfalls schwer angeschlagenen US-Rivalen Chrysler ein. In der Folge stieg der Wert der Aktie so stark wie bei keinem anderen Unternehmen der Branche.

Marchionne wollte sich eigentlich 2019 von dem Posten bei Fiat verabschieden. Rückzugspläne bei Ferrari waren hingegen nicht bekannt. Neuer Ferrari-Chef wurde Louis C. Camilleri, der zuvor unter anderem leitende Positionen beim Tabakmulti Philip Morris innehatte und mit Teamchef Maurizio Arrivabene vertraut ist. Elkann folgte Marchionne als Ferrari-Präsident nach.