Schauma wird vegan Schauma-Shampoo von Henkel wird vegan

Düsseldorf. · Düsseldorfer Konzern will mit Produktoffensive wieder kräftig wachsen. Starker Euro sorgt 2018 für Minus beim Umsatz.

Spürt Gegenwind im Geschäft mit der Schönheit: Hans Van Bylen, Chef des Düsseldorfer Henkel-Konzerns. 

Foto: dpa/Ina Fassbender

Dass die Geschäfte beim erfolgsverwöhnten Düsseldorfer Mischkonzern Henkel nicht mehr ganz so rund laufen, lässt sich gut am Aktienkurs ablesen. Als das Unternehmen vor vier Wochen vorläufige Zahlen für 2018 nannte und beim Blick auf die nächsten Jahre vorsichtig blieb, stürzte die Notierung von 97 auf 83 Euro regelrecht ab. Inzwischen hat sie sich leicht auf etwa 89 Euro erholt, ist aber weit vom Hoch im Sommer 2017 (128 Euro) entfernt.

Wie Vorstandschef Hans Van Bylen bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Düsseldorf sagte, fiel der Umsatz im vergangenen Jahr um 0,6 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro. Vor allem der starke Euro wirkte sich negativ aus. Der Nettogewinn sank wegen einer höheren Steuerbelastung sogar um 8,3 Prozent auf 2,3 Milliarden Euro.

Mit einer Produktoffensive will Henkel wieder wachsen. 300 Millionen Euro zusätzlich sollen pro Jahr in Marken und Innovationen fließen. Geplant ist unter anderem ein Relaunch der Shampoo-Marke Schauma, die künftig vegan (also ohne tierische Inhaltsstoffe) hergestellt wird. Neue Kapseln des Waschmittelklassikers Persil enthalten bald vier statt zwei Wirkstoffkammern, um die Effizienz zu erhöhen.

Dass die Henkel-Bilanz insgesamt nach wie vor glänzend aussieht, liegt vor allem an den Klebstoffen. In diesem Bereich ist das Unternehmen Weltmarktführer. Neben konsumnahen Marken wie Pattex und Pritt spielen Spezialkleber für die Industrie eine wichtige Rolle, etwa für Autos oder Smartphones. Die Klebstoffe tragen knapp die Hälfte zum Konzernumsatz bei und sind mit einer Brutto-Gewinnmarge von 18,7 Prozent profitabelste Henkel-Sparte. Damit das so bleibt, fließen am Standort Düsseldorf 130 Millionen Euro in ein Innovationszentrum für Klebstoffe.

Der zweitgrößte Bereich unter dem Henkel-Dach sind die Wasch- und Reinigungsmittel mit Marken wie Persil und Pril und einem Umsatz von 6,4 Milliarden Euro. Die Brutto-Gewinnmarge erreichte im vergangenen Jahr 18,1 Prozent.

Die dritte und kleinste Sparte bündelt Kosmetik und Körperpflege mit Marken wie Schwarzkopf und Schauma. Dort ging der Umsatz 2018 um 0,7 Prozent auf knapp vier Milliarden zurück. Die Brutto-Marge ist mit 17,1 Prozent im Vergleich zu anderen Industrieunternehmen immer noch herausragend, im Henkel-Verbund aber das Schlusslicht.

Im Geschäft mit der Schönheit hat es Henkel auf dem Weltmarkt mit sehr starken Konkurrenten wie Procter & Gamble oder L’Oréal zu tun, die deutlich mehr Umsatz machen. Seit längerer Zeit wird deshalb spekuliert, dass sich Henkel von seiner Beauty-Sparte trennen könnte. Doch solchen Überlegungen erteilte Van Bylen eine klare Absage. „Das Geschäft ist sehr profitabel, wie sehen gute Chancen für uns, die Größe ist nicht entscheidend“, so der Henkel-Chef.

Insgesamt zeigte sich Van Bylen sehr zufrieden. „Henkel ist kerngesund. Bei Gewinn, Marge und Dividende sind wir so gut wie nie zuvor“, sagte er. Tatsächlich kletterte der bereinigte Brutto-Gewinn konzernweit um ein Prozent auf 3,5 Milliarden Euro. Die Marge legte um 0,3 Punkte auf 17,6 Prozent zu. Und die Vorzugsaktionäre dürfen sich über eine Rekorddividende von 1,85 Euro je Papier freuen (plus 3,4 Prozent).

Dass die Begeisterung an der Börse trotzdem ausbleibt, dürfte an den fehlenden Wachstumsperspektiven liegen. Schlecht sieht es auf dem wichtigen US-Markt aus, wo Henkel 2018 beim Umsatz ein Minus von einem Prozent auf gut fünf Milliarden Euro hinnehmen musste. Ob dort die Trendwende gelingt, scheint zweifelhaft. Wenig Freude bereitet den Anlegern auch, dass der Konzern für 2019 von einer sinkenden Rendite ausgeht. Statt der 17,6 Prozent im vergangenen Jahr sollen es nur noch 16 bis 17 Prozent werden. Ob Van Bylen trotzdem noch das Vertrauen der Familie Henkel, die die Mehrheit der Anteile hält, genießt, wird sich bald zeigen. Sein Vertrag läuft noch zwei Jahre. 2019 muss sich der Belgier für eine Verlängerung empfehlen.