Schifffahrtskrise reißt Leck in NordLB-Gewinn
Hannover (dpa) - Die hohen Finanzierungsrisiken in der kriselnden Schiffsbranche haben den Gewinn der Norddeutschen Landesbank (NordLB) vergangenes Jahr massiv einbrechen lassen. Der Überschuss fiel um 85 Prozent auf 80 Millionen Euro (2011: 536 Mio Euro).
Das teilte die Bank am Dienstag in Hannover mit. Hatte das Kredithaus 2011 nur knapp 200 Millionen Euro für die gesamte Risikovorsorge zurücklegen müssen, parkte sie vergangenes Jahr dreimal so viel (598 Mio Euro).
Haupttreiber seien berichtigte Werte in der Schiffsfinanzierung gewesen - 2012 liefen allein in dieser Kategorie 500 Millionen Euro Vorsorge auf. Zur Begründung hieß es, dass die Krise nach Jahren der schwelenden Gefahr nun voll durchschlage und auch die NordLB treffe.
Und beim Sorgenkind Schiffsfinanzierung sieht NordLB-Vorstandschef Gunter Dunkel kein Ende der Probleme: „Wir werden weiterhin ein schwieriges Marktumfeld haben, vor dem wir durchaus großen Respekt haben. Die anhaltende Krise in den Schiffsmärkten wird sich auch dieses Jahr mit einer weiterhin überdurchschnittlich hohen Risikovorsorge niederschlagen“, sagte er. Die Schiffsfinanzierung ist eines der Hauptgeschäftsfelder der Landesbank - neben Bereichen wie die Flugzeug-, Agrar- und Immobilienfinanzierung.
Der halben Milliarde Euro Ausfallrisiken bei den Schiffen für 2012 stünden knapp 400 Millionen Euro Erträge gegenüber, betonte der für die Schiffsfinanzierung zuständige Bankenvorstand Eckhard Forst. Nach Abzug der Aufwendungen erwirtschaftete die Sparte laut Bilanz gut 353 Millionen Euro. Unter Berücksichtigung der Risikovorsorge (497,7 Mio Euro) standen jedoch vor Steuern minus 144,3 Millionen Euro. Nur ein Jahr zuvor waren es knapp 155 Millionen Euro Plus gewesen. Die Krise gehe mittlerweile ins fünfte Jahr und treffe nun eben auch die Bank.
Beim Zinsüberschuss legte die NordLB dagegen zu: 1,957 Milliarden Euro sind gegenüber 2011 ein Zuwachs von 11 Prozent.
Zur Prognose für das laufende Jahr sagte Dunkel, er gehe davon aus „im Jahr 2013 ein verbessertes Ergebnis zu erzielen“. Die Risiken bei den Schiffen sowie ein erneutes Aufflammen der Staatsschuldenkrise mit Folgen an den Finanzmärkten blieben aber als Gefahren bestehen.
Die Reedereien kämpfen seit Jahren mit Überkapazitäten, die bei vielen inzwischen existenzbedrohend erscheinen. Ihre Schiffe sind mit Aufträgen kaum ausgelastet und die transportierte Tonnage schrumpft.
Die Kernkapitalquote der NordLB stieg zum Jahresende von 9,4 auf 10,9 Prozent. Diese Kennzahl sagt aus, inwieweit die Risikopositionen durch eigene Mittel gedeckt sind. Zuletzt hatte die Bankenaufsicht EBA auf eine höhere Kernkapitalquote gepocht. Bankenboss Dunkel und Niedersachsens Ministerpräsident und Eigentümer-Vertreter David McAllister (CDU) mussten in Brüssel vorsprechen, um grünes Licht für milliardenschwere Kapitalaufstockungen zu bekommen.