Schock für Autofahrer: Benzin so teuer wie noch nie
Hamburg/Bochum (dpa) - Schock für Deutschlands Autofahrer: Benzin ist so teuer wie noch nie. Der Preis für einen Liter Superbenzin überschritt am Freitag im bundesweiten Durchschnitt deutlich die Marke von 1,60 Euro, nachdem er schon am Donnerstag leicht darüber gelegen hatte.
Am Nachmittag mussten die Autofahrer ungefähr 1,61 bis 1,62 Euro für einen Liter Super bezahlen, teilten Sprecher der Mineralölwirtschaft in Hamburg und Bochum mit. Der ADAC teilte diese Einschätzung. Genaue Daten über den Tagesdurchschnitt sind erst am Folgetag erhältlich.
Am Freitag gab es vormittags nochmals eine Preiserhöhung der Mineralölfirmen, die sich jedoch nicht vollständig durchsetzte. An vielen Tankstellen waren zeitweise Preise von 1,63 oder 1,64 Euro für einen Liter Super zu sehen, lokal noch darüber. Schon mittags begannen die Preise aber wieder zu bröckeln. „Der letzte Werktag der Woche ist traditionell einer der teuersten Tage an den Zapfsäulen, dazu kommt der Reiseverkehr“, sagte ein ADAC-Sprecher in München. „Wir sehen in der Entwicklung auch einen Mitnahmeeffekt vor dem Ende der Osterferien.“ Seit Dienstag legte der Super-Preis laut ADAC um sechs Cent zu.
Der Benzinpreis bewegte sich seit drei Wochen knapp unter dem Niveau des Rekordpreises vom Sommer 2008. Damals kostete ein Liter Superbenzin in der Spitze knapp unter 1,60 Euro. Für Diesel müssen gegenwärtig ungefähr 1,46 Euro gezahlt werden; das sind acht bis neun Cent weniger als 2008. Ursache seien vor allem die Notierungen am Rotterdamer Großmarkt für Ölprodukte, hieß es aus der Branche. Sie liegen mit 1180 US-Dollar für eine Tonne Superbenzin ebenfalls auf Rekordniveau. „Wir haben einen hohen Druck von den Beschaffungsmärkten“, sagte eine Shell-Sprecherin in Hamburg. Einkäufer aus den USA sollen in Rotterdam unterwegs sein und Benzin ordern, um die Versorgung des US-Marktes sicherzustellen.
Auch der umstrittene Bio-Kraftstoff E10 kann zu den hohen Preisen beitragen, weil sich die Logistik-Kosten in den vergangenen Monaten nach der missglückten Einführung drastisch erhöht haben. Der Zusatzstoff Ethanol ist zudem teurer als Benzin aus Öl. Außerdem drohen den Konzernen Strafzahlungen, weil sie ihre vorgeschriebenen Quoten an Bio-Kraftstoffen nicht erreichen. All das wird in die Preise einkalkuliert; wie es sich jedoch exakt auswirkt, ist nicht feststellbar.
Superbenzin mit 95 Oktan wird im Osten und Süden als E10 mit zehn Prozent Ethanol verkauft; im Norden und Westen gibt es das dagegen nicht. Die großen Mineralölfirmen wollen Super mit fünf Prozent Ethanol (E5) auch im Süden und Osten wieder verstärkt anbieten; die Strukturen werden aber erst aufgebaut.
Der Rohölpreis, der letztlich für das hohe Preisniveau der übrigen Ölprodukte verantwortlich ist, hatte vor der Wirtschaftskrise im Sommer 2008 mit fast 150 Dollar für ein Barrel (159 Liter) seinen höchsten Stand erreicht. Im Laufe der Krise reduzierte sich der Preis vorübergehend auf rund 40 Dollar, ehe er ab Anfang 2009 wieder zu steigen begann. Im vergangenen Jahr kostete Rohöl meistens 70 bis 80, zum Ende des Jahres 90 Dollar. Das hatten die meisten Experten schon als sehr hoch empfunden und keine weitere Steigerung mehr erwartet. Tatsächlich aber ging es aufwärts bis auf mehr als 120 Dollar. Dafür verantwortlich sollen die Unruhen in der arabischen Welt sein und die hohe Nachfrage aus Asien, speziell China.