Schuldenkrise drückt die Konjunkturerwartungen

Mannheim (dpa) - Mitten in der Schuldenkrise im Euroraum hat sich die Konjunkturzuversicht deutscher Finanzexperten im Juli erneut deutlich eingetrübt. Die ZEW-Konjunkturerwartungen seien im Vergleich zum Vormonat um 6,1 Punkte auf minus 15,1 Punkte gefallen.

Dies teilte das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag in Mannheim mit. Das ZEW begründet die Stimmungseintrübung vor allem mit der Schuldenkrise in der Eurozone. „Trotz insgesamt robuster Konjunkturlage dämpft die Schuldenproblematik in einigen Ländern des Euroraums nach wie vor die Stimmung“, hieß es in der Mitteilung. Auch die wirtschaftliche und finanzpolitische Lage der Vereinigten Staaten werde von den Finanzmarktexperten mit zunehmender Sorge betrachtet.

Mit dem erneuten Rückgang haben sich die Konjunkturerwartungen nunmehr das fünfte Mal in Folge eingetrübt. Zudem haben sie sich weiter von ihrem historischen Mittelwert bei 26,3 Punkten entfernt. Der Indikator für die konjunkturelle Lage hellte sich hingegen überraschend auf. Er stieg den Angaben zufolge um 3,0 Punkte auf 90,6 Punkte.

„Vor dem Hintergrund des instabilen weltwirtschaftlichen Umfeldes stellt sich die Frage, wie lange der Konjunkturmotor noch mit der derzeitig hohen Drehzahl laufen wird“, sagte ZEW-Präsident Wolfgang Franz. Vor allem die Zuspitzung der Krise in Italien dürfte nach Einschätzung von Volkswirten der Commerzbank die Erwartungen belastet haben.

Der erneute Rückgang sei ein Wendesignal. Denn damit habe auch der Sechsmonatsdurchschnitt wieder nach unten gedreht, was in der Vergangenheit recht zuverlässig eine Abschwächung der Konjunktur angekündigt habe.

Auch die Volkswirte der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) gehen von einer Abkühlung der Konjunktur aus. „Der erneute Rückgang der Erwartungen ist enttäuschend und lässt befürchten, dass die hohe konjunkturelle Dynamik der deutschen Wirtschaft nicht gehalten werden kann“, heißt es in einem Kommentar. An diesem Freitag wird der ifo-Geschäftsklimaindex für Juli veröffentlicht.

Für den Euroraum ergibt sich ein ähnliches Bild wie für Deutschland. So gaben die Konjunkturerwartungen ebenfalls deutlich um 1,1 Punkte auf minus 7,0 Punkte nach. Die Lageeinschätzung sank hier allerdings um 1,5 Punkte auf 2,3 Punkte.