Schweiz kämpft weiter gegen starken Franken
Zürich (dpa) - Die Schweizerische Nationalbank (SNB) pumpt im Kampf gegen den Höhenflug des Franken weiteres Geld in den Markt. Die Liquidität solle erneut „signifikant“ ausgeweitet werden, teilte die SNB am Mittwoch mit.
Die sogenannten Sichtguthaben der Schweizer Banken will die Zentralbank von derzeit 80 auf 120 Milliarden Franken erhöhen - dieses Geld steht dann den Geschäftsbanken für ihre Geschäfte zur Verfügung. So hofft die Notenbank, die Rekordjagd der heimischen Währung zu stoppen, die der heimischen Wirtschaft schwer schadet.
An den Devisenmärkten zeigten sich nach der Ankündigung der Notenbank allerdings kaum nennenswerte Kursbewegungen beim Franken: Im Handel mit dem Euro verpuffte die Wirkung der Ankündigung schnell - der Franken stand kaum verändert bei 0,9596 Euro. Am Vortag hatte die Schweizer Währung ein neues Rekordhoch erreicht und am Dienstagabend nur hauchdünn unter der Parität zur Gemeinschaftswährung bei 0,99 Euro gestanden.
Die Notenbanker begründeten ihre Entscheidung mit einer nochmaligen Verschärfung der Überbewertung des Frankens in den letzten Tagen. Diese sei darauf zurückzuführen, dass Anleger aus Furcht vor Risiken in den - als sicher geltenden - Franken geflohen seien.
Die SNB kündigte zwar weitere Maßnahmen gegen die Franken-Stärke an, falls diese notwendig würden. Allerdings plant sie zunächst keine direkte Interventionen an den Devisenmärkten. Um den Anstieg der Franken-Liquidität zu beschleunigen, wird die Notenbank nach eigenen Angaben nur zusätzliche Devisenswap-Geschäfte abschließen. Der Devisenswap ist ein geldpolitisches Instrument zur Schaffung von Franken-Liquidität. Es wurde letztmals im Herbst 2008 eingesetzt. Bereits am 3. August hatte die SNB versucht, durch eine faktische Nullzinspolitik den Franken zu schwächen - allerdings war der Kurs weiter gestiegen.
In ersten Reaktionen zeigten sich Experten enttäuscht von den jüngsten Maßnahmen der Schweizer Nationalbank. Diese seien „halbgar“, kritisierte beispielsweise Commerzbank-Experte Ulrich Leuchtmann. Die Erhöhung der Giroguthaben der Banken auf 120 Milliarden Franken werde nicht den gewünschten Effekt einer Schwächung der heimischen Währung haben. „Es bringt nichts, erst Interventionen an den Devisenmärkten anzudeuten und dann doch nicht zu intervenieren.“