Siemens bleibt unter Druck
Berlin (dpa) - Konjunktursorgen und Probleme im wichtigen Energiegeschäft kommen Siemens auch im neuen Geschäftsjahr in die Quere.
Konzernchef Joe Kaeser gab am Donnerstag in Berlin nur eine verhaltene Prognose aus. Er will bei der Neuausrichtung weiter aufs Tempo drücken. „Wir müssen bei der Profitabilität und beim Wachstum stärker werden“, sagte Kaeser.
Siemens plant bei schlankeren Strukturen weitere Zu- und Verkäufe und will Forschung und Entwicklung sowie den Vertrieb stärken. Bis Mitte 2015 sollen Transaktionen für mehr als 6,5 Milliarden Euro über die Bühne gehen.
So gibt Siemens die Hörgeräte-Sparte für 2,15 Milliarden Euro an den schwedischen Finanzinvestor EQT und die deutsche Unternehmerfamilie Strüngmann als Co-Investor ab. Vorerst wird Siemens aber vor allem mit der Integration der Zukäufe zu tun haben: Neben dem US-Kompressorenhersteller Dresser-Rand übernimmt der Dax-Riese auch das Gasturbinen- und Kompressorengeschäft von Rolls-Royce.
Erste Verbesserungen im Geschäft erhofft sich Kaeser für 2016, im folgenden Jahr werde man dann die Früchte der Neuausrichtung ernten, sagte der Vorstandschef.
Kaeser hatte die Sektoren-Einteilung des Geschäfts über Bord geworfen und die Zahl der Divisionen reduziert, um Siemens schlanker, schneller und kundennäher zu machen. Seit 1. Oktober arbeitet das Unternehmen in der neuen Struktur.
Wieviele Arbeitsplätze der Umbau kosten wird, ließ Kaeser auch am Donnerstag offen, stimmte die Beschäftigten aber auf „strukturelle Anpassungen“ ein, die auch mit wirtschaftlichen Veränderungen, etwa dem Trend zur Industrie 4.0, zu tun hätten. „Wir müssen unsere Ressourcen darauf ausrichten, wo Bedarf ist. Wir folgen den Märkten.“
Für das neue Geschäftsjahr sieht Kaeser viele Unsicherheiten. „Rund 40 Krisenherde zählt die Welt 2014, so viele wie seit Jahrzehnten nicht mehr“, sagte der Manager. Der Umsatz dürfte in diesem Umfeld nur auf Vorjahresniveau verharren. Den Gewinn will Kaeser zwar um mindestens 15 Prozent steigern - das liegt aber vor allem am Verkauf von Unternehmensteilen, der eine ganze Stange Geld in die Siemens-Kassen spülen dürfte.
Im Schlussquartal 2013/14 (30. September) schlugen alleine Belastungen im Windkraft-Geschäft mit 223 Millionen Euro zu Buche. Neben Verschleißproblemen bei bestimmten Windturbinen an Land fielen auch Reparaturkosten für Rotorblätter von On- und Offshore-Anlagen an. Unter dem Strich steigerte Siemens aber auch dank des Wegfalls von Kosten für das Sparprogramm den Gewinn von 1,1 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum auf 1,5 Milliarden Euro.
Der Umsatz stagnierte bei 20,6 Milliarden Euro, und der Auftragseingang legte um zwei Prozent auf 20,7 Milliarden Euro zu. Im Gesamtjahr schaffte der Elektrokonzern seine Ziele und verdiente unter dem Strich 5,5 Milliarden Euro, nach 4,4 Milliarden Euro im Vorjahr.