Sind Zyperns Banken korrupt?
Probleme mit Russen-Geld erschwert Hilfszahlungen.
Nikosia. Die Gerüchte halten sich auf Zypern seit Jahrzehnten hartnäckig. Vor 20 Jahren sollen es Gelder des serbischen Diktators Slobodan Milosevic gewesen sein, die zyprische Geldinstitute gewaschen hätten.
Heute gehe es um Geld korrupter russischer Beamter, Oligarchen und der Mafia, die für Aufregung sorgen. Rund 26 Milliarden US-Dollar (19,8 Milliarden Euro) russisches Geld sollen auf den Bankkonten der Mittelmeerinsel lagern, wie Medien in Moskau berichten. Aber bei ihren schweren finanziellen Problemen können die Zyprer kaum auf russische Hilfe rechnen.
Jetzt wird es ernst: Die Insel braucht dringend Unterstützung der Euroländer, da ihre Geldinstitute in den Strudel der Griechenland-Krise gerissen wurden. Die Rede ist von knapp 18 Milliarden Euro. Regierungs- und Oppositionspolitiker in Berlin sind nicht bereit zu helfen, wenn die Situation mit den Banken nicht transparenter wird.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wollte sich bei einem Kurzbesuch am Freitag auf Zypern auch ein Bild von der Lage machen. „Die Aufgabe heißt, auf der einen Seite Reformen durchzuführen und auf der anderen Seite dann über Solidarität zu sprechen“, betonte Merkel vor Beginn eines Treffens mit Vertretern der Europäischen Volkspartei (EVP). Die Ratingagentur Moody’s stufte indes die Kreditwürdigkeit um drei Noten herab.
In der Hauptstadt Nikosia herrscht Aufregung. Die Insel hat nach den Worten ihres Finanzministers Vassos Shiarly Geld bis etwa Ende März. Eine handlungsfähige Regierung gibt es praktisch nicht, da im Februar ein neuer Präsident gewählt werden soll. „Wir haben die Botschafter der EU informiert: Es gibt hier keine Geldwäsche. Die zyprischen Banken sind transparent. Das kann jeder kontrollieren“, sagte ein Mitarbeiter von Shiarly. Doch Analysten zweifeln an diesen offiziellen Beteuerungen.
Experten in Moskau sind skeptisch, dass die Führung des Landes ernsthaft an Transparenz interessiert ist. Zu wichtig sei das russische Geld in den Banken. Kremlchef Wladimir Putin lehnte im Dezember bei einem Treffen mit der EU-Spitze in Brüssel einen ersten Schritt Russlands ab. „Zypern ist ein Land der Europäischen Union“, betonte Putin und schob die Verantwortung der EU zu.