Bund-Länder-Konferenz So reagieren Handel und Arbeitgeber auf die Beschlüsse

In Geschäften soll bundesweit 2G gelten. Darauf reagiert der Handel empfindlich. Auch die Arbeitgeber üben Kritik.

Der Handel übt scharfe Kritik an den 2G-Regeln.

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Laute Rufe nach mehr staatlichen Hilfen im Handel und in der Gastronomie, Angst vor weiteren Mitarbeiterverlusten in der Gastronomie, Entsetzen bei den Feuerwerksherstellern: Die Verschärfung der Corona-Bestimmungen durch Bund und Länder hat am Donnerstag für Aufregung in vielen Branchen gesorgt. Der Handelsverband Deutschland befürchtet durch die geplante bundesweite Einführung der 2G-Regel in weiten Teilen des Einzelhandels Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent in den betroffenen Geschäften. Ausgenommen von der Verschärfung sind Läden des täglichen Bedarfs, also etwa Supermärkte. Bei 2G haben nur Geimpfte und Genesene Zutritt.

Der Gastronomieverband Dehoga klagte, die Lage der Branche werde „wirklich von Tag zu Tag dramatischer“. Er befürchtet, dass noch mehr Mitarbeiter der Branche den Rücken kehren könnten. Die Feuerwerkshersteller warnten sogar, das angekündigte erneute Böllerverbot an Silvester bedeute „mit aller Wahrscheinlichkeit den Todesstoß für die gesamte Feuerwerksbranche in Deutschland“. Einig waren sich die Branchen in ihrem Ruf nach mehr staatlicher Hilfe.

HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth schimpfte in Berlin, Bund und Länder versuchten, „auf dem Rücken des Handels die Versäumnisse in der staatlichen Impfkampagne zu kaschieren“. Dabei sei die Ansteckungsgefahr in den Läden dank der funktionierenden Hygienekonzepte und der Maskenpflicht gering. Ausgerechnet in der umsatzstärksten Zeit würden viele Händler aus rein symbolischen Gründen massiv eingeschränkt. Er verlangte deshalb: „Die Bundesregierung muss die drohenden Verluste bei vielen stationären Händlern jetzt konsequent auffangen. Die bisherigen Fixkostenzuschüsse reichen dafür bei weitem nicht aus.“

In den Regionen, wo jetzt schon die 2G-Regel gilt, also nur Geimpfte und Genesenen in die Geschäfte dürfen, verzeichnen die Textil- und Schuhhäuser nach Angaben des Handelsverbandes Textil Schuhe und Lederwaren (BTE) Umsatzeinbußen von 30 bis 50 Prozent. Da die Kosten unverändert blieben, lande der betroffene Handel damit „zwangsläufig in den roten Zahlen“, klagte BTE-Präsident Steffen Jost. „Ein vollumfänglicher Ersatz des entstandenen Schadens ist vor diesem Hintergrund das Mindeste, was wir von der Politik verlangen!“, forderte er.

Auch aus Sicht von Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger belasten 2G-Regeln im Einzelhandel die Branche unverhältnismäßig. „Der Handel darf nicht ein rechtlich fragwürdiges Sonderopfer werden“, teilte Dulger am Donnerstag mit. „Eine 2G- oder 2G-plus-Regelung, die lediglich dazu dient, einen Lockdown als Begriff zu vermeiden, aber wie ein Lockdown wirkt, schafft eher Unsicherheit, aber kaum mehr Infektionsschutz.“

Geklagt wurde auch in der Gastronomie. Dehoga-Hauptgeschäftsführerin Ingrid Hartges sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Die Lage in unserer Branche ist wirklich von Tag zu Tag dramatischer.“ Die Branche dürfe von der Politik jetzt nicht im Stich gelassen werden. Wichtig sei vor allem die Fortführung des erhöhten Kurzarbeitergeldes. Sonst drohe der Branche der Verlust von weiteren 100 000 Beschäftigten.

Bei den Feuerwerksherstellern sorgte das beschlossene erneute Böllerverbot an Silvester für Entsetzen. Dies bedeute „„mit aller Wahrscheinlichkeit den Todesstoß für die gesamte Feuerwerksbranche in Deutschland“, warnte der Verband der pyrotechnischen Industrie (VPI). Den 3000 Beschäftigten der Branche drohe die Arbeitslosigkeit.

Die Friseure in Deutschland können den jüngsten Entscheidungen dagegen auch etwas Positives abgewinnen: Sie dürfen weiter
geöffnet bleiben. Je nach Hospitalisierung und Inzidenz am
jeweiligen Standort gelten die aktuellen Vorgaben der
Bundesländer, ob eine 2G- oder 3G-Regelung greift. „Die
Regelung trifft unsere Betriebe zwar hart. Sie ist dennoch besser
als ein Lockdown“, sagte der Hauptgeschäftsführer des
Zentralverbands des deutschen Friseurhandwerks (ZDF), Jörg
Müller, den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Ähnlich urteilte auch Ikea-Deutschland-Chef Denis Balslev. Er sagte am Donnerstag: „2G ist viel besser als erneut zu schließen.“ Ikea sei darauf vorbereitet, die Regeln durchzusetzen.

(red)